München Abschied von Jopie Heesters

München · 200 Angehörige und Freunde sowie hunderte Fans haben Johannes Heesters auf seinem letzten Weg begleitet. In einem weißen Sarg wurde der an Heiligabend im Alter von 108 Jahren verstorbene Schauspieler zur Grabstätte auf dem Münchner Nordfriedhof getragen. Es erklangen Jopies Lieder.

"Danke Jopie und toi toi toi für drüben", steht in goldenen Lettern auf einer Trauerschleife, die einen rot-weißen Blumenkranz in der Aussegnungshalle des Münchner Nordfriedhofs ziert. Es ist der letzte Gruß der Komödie am Kurfürstendamm, bei der Jopie als Künstler aufgetreten war. Auf einem hellgrünen Band verabschiedet sich Witwe Simone Rethel mit einem Gruß unter ihrem Kosenamen: "Daag Jopie, Dein Poppie". In ein Kondolenzbuch, das mit einem Foto des gestorbenen Künstlers geschmückt ist, tragen die rund 200 geladenen Gäste der Trauerfeier sowie hunderte Fans von Johannes Heesters ihre letzten Botschaften für den an Heiligabend im Alter von 108 Jahren verstorbenen Sänger und Schauspieler ein. Viele der Wünsche sind mit Feingefühl und oftmals mit Humor formuliert.

Heesters Töchter Wiesje (80) und Nicole (74) sagten gemeinsam mit vielen prominenten Freunden ihres Vaters auf dem Münchner Nordfriedhof bei einer Trauerfeier Adieu. Unter wolkenverhangenem Himmel kamen insgesamt 1000 Besucher zu den Feierlichkeiten für Heesters, der in einer Klinik am Starnberger See gestorben war. In der Aussegnungshalle wurde der weiß lackierte, geschlossene Eichensarg mit Heesters' Leichnam aufgestellt. Weiße Rosenblätter, Kränze und Kerzen bedeckten den Boden. Auf einem Klavier begleiteten die Pianisten Florian Fries und Uli Kofler, die mit Heesters aufgetreten waren, die Trauerfeier musikalisch. Mit dem Beginn um 11 Uhr fing es an zu schneien: Ein Abschied in Weiß für Heesters, der mit einem weißen Schal und schwarzem Zylinder berühmt wurde.

Zum Abschied erklangen noch einmal seine Lieder. Melodien, mit denen Heesters jahrzehntelang sein Publikum begeistert hatte. Sein langjähriger Pianist Uli Kofler spielte die Stücke "Ich liebe die Sonne, den Mond und die Sterne" sowie "Lippen schweigen". Der Abschied sollte sehr persönlich sein. Kollegen und Weggefährten würdigten die künstlerische Leistung des 108-Jährigen bis ins hohe Alter. Der Starnberger Pfarrer Konrad Schreiegg leitete die Trauerfeier. Der Düsseldorfer Theaterdirektor René Heinersdorff und sein Kollege Jürgen Wölffer, früherer Leiter der Berliner Komödie am Kurfürstendamm, hielten Reden. Heinersdorff erinnerte an Heesters' letzten Auftritt, vor zwei Monaten beim Jubiläum der Kleinen Komödie im Bayerischen Hof.

Schlagersänger Andreas Hauff, der auch für Jopie komponiert hatte, hob besonders dessen "Aura" und "Präsenz" hervor. Moderatorin Caroline Beil betonte: "Wir haben ihn alle bewundert" für seine Energie. "Die Stimme ist immer besser geworden", berichtete Pianist Kofler. Er habe von Heesters "so viel gelernt" und werde auch dessen "Freude, Lebensglück und Wärme" nie vergessen. Besonders am Herzen hätten Johannes Heesters die Fans gelegen. "Er hat für das Publikum alles gegeben." Der Entertainer habe "Charme, Lebensfreude und Optimismus" versprüht, schwärmte eine Frau in der Schlange vor dem Kondolenzbuch. Für eine rüstige 90-Jährige war Jopie immer ein "starker Charakter" und ein "ernstzunehmender Künstler". Sie habe ihn seit Kindertagen bewundert.

Stundenlang harrten manche Fans in der Kälte aus, ehe der öffentliche Teil des Gedenkens begann und der Sarg aus der Aussegnungshalle zur Grabstätte – ein 15 Quadratmeter großes Rondell – rollte. Während eine Bläsergruppe "Sag zum Abschied leise Servus" spielte, schritt die Trauergemeinde zum mit Blumen gesäumten Grab, allen voran die Witwe. Ihr liefen die Tränen über das Gesicht.

Bei der Trauerfeier kam auch zur Sprache, was seit Jahrzehnten wie ein Schatten über Jopies Karriere gelegen hatte. Kritiker warfen dem gebürtigen Niederländer stets vor, sich während der NS-Zeit mit den Nationalsozialisten gut gestellt zu haben, anstatt Widerstand zu leisten. Der frühere bayerische Wissenschaftsminister Thomas Goppel (CSU) verteidigte Heesters in seiner Trauerrede. Heesters sei ein Multitalent, das "völkerverbindend unterwegs" gewesen sei. Der Schauspieler Thomas Fritsch, ebenfalls Gast bei der Trauerfeier, deutete zum Himmel und sagte: "Vielleicht singt er jetzt irgendwo da oben."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort