"Sun" ruft Taxis zum Boykott auf Ex-Minister David Mellor demütigt Taxifahrer

London · Wieder einmal hat ein britischer Politiker die Contenance verloren und das britische Boulevardblatt "Sun" hat daraufhin Londons Taxifahrer zum Boykott des konservativen Politikers und Ex-Ministers David Mellor aufgerufen.

 David Mellor mit Partnerin Penelope Cobham.

David Mellor mit Partnerin Penelope Cobham.

Foto: afp, dan/aa

In seiner Mittwochsausgabe druckte das Blatt einen Zettel zum Ausschneiden und Aufkleben, der "Rauchen, Trinken, Essen, David Mellor" innerhalb des Taxis verbietet. Auf dem Zettel prangt zudem ein rot durchgestrichenes Foto von Mellor, das aus der Zeit seines schlagzeilenträchtigen Sex-Skandals im Jahr 1992 stammt. Der Boykott soll aufrecht erhalten bleiben, bis sich Mellor bei einem Taxifahrer für seine Beleidigungen entschuldigt.

Mellor und seine Partnerin Lady Penelope Cobham waren am Freitag auf dem Heimweg vom königlichen Buckingham Palast, wo Cobham von Königin Elizabeth II. ausgezeichnet worden war. Offenbar im Streit über den kürzesten Fahrtweg wurde Mellor ausfällig, was der Taxifahrer heimlich aufzeichnete. "Wer sind Sie, mich infrage zu stellen?", fragte Mellor. "Ich war im Kabinett, ich bin preisgekrönter Radiomacher, ich bin königlicher Berater", sagte Mellor. Er empfahl dem Fahrer, sich "Bildung" zuzulegen. Unter den Beleidigungen war "ängstlicher Blödmann" noch eine der milderen.

"Er gab mir das Gefühl, ich sei etwas, dass er unter seiner Schuhsohle gefunden hat", sagte der 38-jährige Taxifahrer der "Sun". "Er redete mit mir als sei ich ein Bürger zweiter Klasse." Mellor sagte dagegen, er sei von dem Chauffeur provoziert worden. "Als ich die Beherrschung verlor, was ich bedauere, hat er mich heimlich aufgenommen", sagte Mellor. Er überlasse es der Öffentlichkeit, das Verhalten des Taxifahrers zu beurteilen.

Mellor war Anfang der 90er Jahre Minister, bevor er unter anderem über eine außereheliche Affäre stürzte. Bei den Wahlen 1997 verlor er seinen Sitz im Unterhaus. Herablassendes Verhalten und Klassendenken fallen der konservativen Regierungspartei immer wieder auf die Füße. Viele Briten empfinden die oft aus wohlhabenden, traditionsreichen Familien stammenden Tory-Politiker als elitär und abgehoben.

(AFP)
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