Suche nach Malaysia Airline MH370 Morgen schweigt die Blackbox — für immer

Perth · Auf der Suche nach der Blackbox des Fluges MH370 hat ein australisches Marineschiff im Meer erneut mögliche Blackbox-Signale aufgefangen. Für die Experten tickt die Zeit. Denn der Batterie dürfte im Laufe des Montags die Energie ausgehen. Kritiker fordern schon lange, die altertümlichen Boxen mit moderner Livestream-Technik zu ersetzen.

Rettungsmannschaften suchen nach verschollener Boeing
10 Bilder

Rettungsmannschaften suchen nach verschollener Boeing

10 Bilder

Irgendwo auf dem Boden des Indischen Ozeans liegt eine Box, die von außen betrachtet wie ein Schuhkarton aussieht. Anders als der Name vermuten lässt, ist sie nicht schwarz, sondern orange. Die Box wurde aus Spezial-Stahl angefertigt und gilt als unzerstörbar. Sie kann einen Aufprall mit der Wirkung der 3400fachen Erdanziehungskraft überstehen. Ein Feuer mit Temperaturen bis zu 1100 Grad Celsius übersteht sie ohne Schaden.

Höhe, Geschwindigkeit, Ruder

 Die Batterie eines Blackbox-Pingers hält in der Regel 30 Tage.

Die Batterie eines Blackbox-Pingers hält in der Regel 30 Tage.

Foto: ap

Die Blackbox enthält den Flugdatenschreiber sowie ein Sprachaufnahmegerät. Im Flugdatenschreiber befindet sich ein Chip, der 64 Parameter aufzeichnet, unter anderem die Höhe ders Flugzeugs, die Geschwindigkeit und die Stellung der Ruder. Aus neuen Geräten können Daten der letzten zwei Stunden gelesen werden. Das Sprachaufnahmegerät speichert die Gespräche im Cockpit sowie die Ansagen des Sicherheitspersonals an die Passagiere.

Im Falle eines Unfalls oder Absturz schaltet sich in der Blackbox ein Signalgeber (auch Pinger genannt) ein. Dieser sendet ein Signal mit der festgeschriebenen Frequenz von 37,5 kHz aus. Diese Signale können Suchtrupps mit einem Ultraschallempfänger registrieren. Liegt die Blackbox im Meer, können die Signale in einer Tiefe von über 6000 Metern aufgespürt werden. Der Signalgeber hat Strom für 30 Tage.

Überkommene Technik

Kritiker der Blackbox-Technik halten diese schon seit Jahren für überkommen. Denn eine Suche nach den Ultraschall-Signalen ist nur dann erfolgsversprechend, wenn zumindest die ungefähre Absturzstelle bekannt ist. Zudem könnten die Signale des Pingers zum Beispiel durch Trümmerteile abgeschwächt werden. Die Suche nach der Blackbox wird dann zum Glücksspiel, wie die Suche nach MH370 eindrucksvoll unter Beweis stellt.

Experten für Flugsicherheit fordern schon lange eine Ablösung der Blackbox durch ein System, das wie ein Livestream funktioniert. Via Satellitentechnik könnten die Daten direkt während des Flugs weitergeleitet werden. Technisch gesehen sei dies kein Problem, sagte Peter Goelz, ehemaliges Mitglied der US-Behörde für Flugsicherheit, vor einigen Tagen der Nachrichtenagentur AFP.

Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass kommerzielle Airlines freiwillig umrüsten. Neben den Anschaffungskosten fürchten die Fluggesellschaften immense Kosten für den Datenverkehr. Diese könnten sich auch für kleinere Fluggesellschaften schnell auf einen dreistelligen Millionenbetrag im Jahr addieren. Goelz glaub daher, dass die Airlines nur aktiv werden, wenn Livestream-Technik tatsächlich Vorschrift wird.

Schweigen. Für immer

Vor Ort im Indischen Ozean geht die Arbeit der Suchtrupps indes weiter. Koordinator Angus Houston sagte, die von einer Sonde des Schiffs "Ocean Shield" abgefangenen Signaltöne "stimmen mit denen überein, die von Flugschreibern ausgesendet werden". Houston sprach von einer "äußerst vielversprechenden Spur". Die vermisste Boeing 777 der Malaysia Airlines sei allerdings noch nicht gefunden worden, fügte er hinzu.

Die Hinweise aus den vergangenen 24 Stunden seien "sehr ermutigend", es werde jedoch "eine weitere Bestätigung" benötigt. Dies könne noch Tage dauern. Sollte sich diese Spur als falsch erweisen, müssten die Trupps ihre Suche wohl einstellen.

Denn spätestens am Dienstag schweigt die Blackbox von Flug MH370. Für immer.

(afp/rtr/dpa/csi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort