Ein Fest für die Füße Der Barfußpfad im eigenen Garten

Penzberg (rpo). Sie möchten sich endlich mal wieder frei fühlen? Einfach mal für einen kurzen Augenblick dem Alltag entfliehen und gegen ein wenig Urlaubsfeeling eintauschen? Dann lassen Sie ihre Schuhe und Socken doch links liegen. Barfuß laufen ist gesund und ein Fest für die Sinne. Versetzen Sie sich wieder in Ihre Kindheit zurück und lassen Sie Ihren Füßen freien Lauf. Wie wäre es denn mit einem Barfußpfad im eigenen Garten?

Die Tannenzapfen pieksen ein bisschen, die großen Kiesel sind glatt und warm, der Schotter lässt die Haut kribbeln - doch der Höhepunkt ist der weiche Sand: Augen schließen und vom Urlaub träumen. Ein Barfußpfad bietet den Füßen Abwechslung und dem Kopf überraschende Eindrücke. Und er lässt sich auch im eigenen Garten mit wenig Aufwand anlegen.

Den nackten Füßen Freiraum lassen, ohne Glasscherben, Hundehaufen und Nägel fürchten zu müssen - das ist die Idee der Barfußparks, die es seit fast 15 Jahren in Deutschland gibt. 1992 machte der Kurort Bad Sobernheim den Anfang. Mittlerweile gibt es über 30 Wanderwege, die eigens zum Laufen ohne Schuhe angelegt wurden. Oft sind sie verbunden mit Naturerlebnis-Stationen. "Viele Besucher sind so begeistert, dass sie in ihrem Garten eine eigene Barfußecke einrichten wollen", erzählt Lorenz Kerscher, der im oberbayerischen Penzberg einen öffentlichen Barfußpfad initiiert hat und die Barfußpark-Fangemeinde auf seiner Internet-Seite barfusspark.info über neue Einrichtungen auf dem Laufenden hält.

Schon Kneipp wollte den Füßen etwas Gutes tun

Schon Gesundheits-Pfarrer Sebastian Kneipp sang das Loblied aufs Laufen ohne Schuhe. In seinem Buch "Die Wasser-Kur" von 1892 schrieb er: "Das natürlichste und einfachste Abhärtungs-Mittel besteht im Barfußgehen". Und er empfahl "abends unmittelbar vor dem Schlafengehen oder in der Frühe beim Aufstehen 10 Minuten, 1/4 Stunde, 1/2 Stunde" eine "Promenade" ohne Schuhe und Strümpfe zu unternehmen. Das härtet nicht nur ab: Orthopäden empfehlen, so oft wie möglich barfuß zu laufen, weil es Bindegewebe, Fußmuskulatur, Sehnen und Bänder stärke, das natürliche Abrollverhalten der Füße fördere und auch der Rückenmuskulatur gut tue.

"Fürs barfuß Laufen ist der Garten eigentlich ohnehin schon das optimale Gelände", sagt Kerscher. Noch mehr Abwechslung für die Füße bietet er, wenn man unterschiedliche Materialien auslegt. "Das können große Steine oder Fichtenzapfen, aber auch einige Waschbetonplatten sein." Zum Balancieren laden ein in den Boden eingegrabener Baumstumpf oder ein Stück Baumstamm ein. Angenehm für die Füße ist auch Rindenmulch. Er sollte allerdings immer im Schatten liegen, weil er sonst austrocknet und sich unangenehm stachelig anfühlt. Lärchennadeln und Herbstlaub ergeben einen weichen Waldboden. Und vor allem Besucher überrascht man mit einem Teppich aus abgestumpften Glaskies oder -splitt, auf dem man gefahrlos gehen kann.

Das Material breitet man am besten auf dunklen Vliesbahnen aus, "weil dann keine Pflanzen durchwachsen", empfiehlt Kerscher. Vlies aus dem Gartenmarkt legt man doppelt, "sonst ist es zu dünn". Perfekt wird der Barfußpfad mit einer Einfassung aus Holz: "Dann verteilen sich Zapfen oder Steine nicht so schnell in alle Richtungen."

Kinder genießen das Laufen "unten ohne"

Vor allem Kinder sind begeistert barfuß unterwegs - auch das beobachtete schon Pfarrer Kneipp: "Ohne alle Menschenrücksichten werfen sie die lästigen, die Füße quälenden Schuhe und Strümpfe von sich und sind ganz glückselig, besonders zur Frühjahreszeit, wenn man sie frei herumpusseln lässt." Ein Barfußpfad ist deshalb auch eine Attraktion im Kindergarten. Soll er nur für ein Sommerfest halten, wird das Material, sagt Kerscher, einfach auf eine Vliesbahn gelegt. Sollen die Kinder länger daran Freude haben, empfiehlt sich wie im Garten die Befestigung mit Holzrahmen.

Wird ein Barfußpfad für Kinder angelegt, sollte man auf Fallschutz achten, wenn Baumstümpfe oder Äste zum Balancieren höher als 50 Zentimeter sind. Grundsätzlich sollte außerdem jeder, der gern barfuß läuft, gegen Tetanus geimpft sein. Die Zeckengefahr sei auf dem Barfußpfad eher gering, ist Kerschers Erfahrung. Die lästigen Blutsauger lauerten vor allem im hohen Gras und im Unterholz: "Man sollte deshalb die Bepflanzung entlang des Barfußpfads niedrig halten, nicht barfuß durchs Gestrüpp laufen - und vorsichtig sein, wenn man im Wald das Material für den Barfußpfad einsammelt."

(rm)
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