Fotos Berühmte Alleingänge der Geschichte
Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat es getan, Diego Maradona hat es getan und Günter Schabowski auch: Sie alle haben im Alleingang gehandelt. Wir haben die besten Alleingänge aller Zeiten gesammelt.
Kategorie 1: Sportlicher Alleingang
Das Tor des Jahrhunderts war ein Solo, und natürlich schoss es kein anderer als Fußball-Knubbel Diego Maradona: Am 22. Juni 1986 legte sich der Argentinier im WM-Viertelfinale gegen England den Ball vor und lief einfach los - 60 Meter weit, an der kompletten englischen Hintermannschaft vorbei, bis er schließlich den Ball im Tor versenkte. Ganz klar ein Alleingang für die Geschichtsbücher, getrübt nur durch den irregulären Hand-Treffer, den Maradona in derselben Partie erzielte. So ist das eben mit der Eigeninitiative: Kann gut gehen, muss aber nicht.
Fast noch besser war der sportliche Alleingang von Fußballer Günter Netzer im DFB-Pokalfinale 1973 zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach im Düsseldorfer Rheinstadion. Die gesamte Spielzeit über hatte Netzer, der für Gladbach spielte, auf der Ersatzbank gesessen. Als es nach 90 Minuten 1:1 stand, riss Netzer offenbar der Geduldsfaden: Er zog sich die Trainingsjacke aus, ging auf Trainer Hennes Weisweiler zu und gab ihm deutlich zu verstehen, dass er jetzt spielen wolle. Netzer wechselte sich also im Grunde selbst ein. Und schoss dann das entscheidende Tor zum Sieg für die Borussia.
Ebenfalls einen sportlichen - und sehr gekonnten - Alleingang vollführte Fußballer Jay Jay Okocha am 31. August 1993 im Spiel des Karlsruher SC gegen Eintracht Frankfurt. Dabei umdribbelte Okocha in einem virtuosen Lauf mehrere gegnerische Abwehrspieler und spielte schließlich auch Torhüter Oliver Kahn aus, bevor er den Ball ins Tor schoss. Der Treffer wurde "Tor des Jahres 1993". Fast so gut wie das Solo von Diego Maradona 1986 - aber nur fast.
Kategorie 2: Politische Alleingänge
Dieser Alleingang fußte auf einem gestammelten Satz und war wahrscheinlich nicht geplant: Günter Schabowski, ehemaliger SED-Funktionär, öffnete bei einer Pressekonferenz am 9. November 1989 quasi nebenbei die deutsch-deutsche Grenze zwischen DDR und Bundesrepublik. "Meines Wissens gilt das sofort... unverzüglich" - diese Worte Schabowskis sind mittlerweile Teil der deutschen Geschichte.
Von Alleingängern wie Georg Elser (hier im Film gespielt von Christian Friedel) hätte es zu Zeiten des Nationalsozialismus mehr gebraucht. Oder noch besser, sie hätten sich zusammengetan. Elser versuchte als Widerstandskämpfer, am 8. November 1939 bei einer Kundgebung in München Adolf Hitler und weitere Mitglieder der NS-Führungsspitze mit einer Bombe zu töten. Er scheiterte und starb schließlich 1945 im Konzentrationslager in Dachau.
Alleingänger in Sachen Griechenland-Finanzkrise ist Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU). Im Frühjahr 2015 zogen sich die Verhandlungen zur Rettung Griechenlands schon seit Wochen hin. EU-Politiker diskutierten viele Alternativen, doch eine blieb ein Tabu-Thema: der "Grexit", der Ausstieg Griechenland aus der Gemeinschaftswährung Euro. Nur einer nahm das böse Wort in den Mund, und hielt den Plan sogar für eine gute Alternative: Wolfgang Schäuble. Dieser Alleingang war nicht mit Kanzlerin Merkel abgesprochen und sorgte für eine Krise innerhalb der Großen Koalition.
Es war ein mächtiger Gegner, mit dem sich der ehemalige CIA-Agent Edward Snowden 2013 im Alleingang anlegte: der amerikanische Geheimdienst NSA. Snowden enthüllte als Whistleblower die weltweiten Überwachungs- und Spionagepraktiken der US-amerikanischen Geheimdienste. Danach wurde er zum Staatsfeind Nr. 1 erklärt, mittlerweile lebt er im Asyl in Russland.
Kategorie 3: Alleingänge des Wahnsinns
Für den US-Amerikaner Christopher McCandless war der Alleingang keine einmalige Aktion, sondern eine Lebensphilosophie. Unmittelbar nach seinem Schulabschluss begann der Kalifornier ein Leben als Abenteurer und bereiste erst die USA und dann Alaska. Dabei ging er meist zu Fuß und hatte nicht viel mehr als ein Zelt, einen Schlafsack und ein Gewehr bei sich. McCandless starb schließlich in der Wildnis: Ein Fluss, der während der Schneeschmelze zu einem starken Strom geworden war, versperrte ihn den Weg zurück in die Zivilisation. Ob er verhungerte oder aufgrund einer Vergiftung starb, ist ungeklärt. Das Leben des Abenteurers wurde unter dem Titel "Into the Wild" von Schauspieler Sean Penn verfilmt (Foto).
Im Februar 2007 rasierte sich Popsternchen Britney Spears eine Glatze. Die Aktion war der Tiefpunkt einer Krise der Sängerin und ganz sicher nicht mit ihrem Management abgesprochen.
Das Beweisfoto dieses Alleingangs ging um die Welt: Pilot Chesley B. "Sully" Sullenberger wasserte am 15. Januar 2009 ein Passagierflugzeug sicher auf dem Hudson River not. Nach dem Start vom New Yorker Flughafen La Guardia war der Airbus 320 der Airline US Airways mit einem Gänseschwarm kollidiert. Beide Triebwerke fielen aus, eines geriet in Brand. Um die Passagiere zu retten, steuerte Sullenberger das Flugzeug auf den Hudson. Alle 155 Insassen konnten gerettet werden - und Sullenbergers Alleingang ging in die Geschichte ein.
Auch in einem Flugzeug, aber doch einen etwas anderen Alleingang unternahm Mathias Rust. Der Privatpilot landete am 28. Mai 1987 im Alter von 18 Jahren mit einem Flugzeug vom Typ Cessna 172 in der Nähe des Roten Platzes in Moskau. Gestartet war er in Hamburg. Warum er den Flug unternommen hatte? Einmal sagte Rust, er habe ein Zeichen für den Weltfrieden setzen wollen, ein anderes Mal erklärte er, er habe es aus "Spaß" gemacht. Infolge der Aktion mussten der damalige sowjetische Verteidigungsminister und der damalige Chef der sowjetischen Luftverteidigung zurücktreten. Rust selbst wurde als "Feind aus dem kapitalistischen Westen" festgenommen und erst am 3. August 1988 wieder freigelassen.