Umfrage Gewalt gegen Lehrer an jeder zweiten Schule

Berlin · An jeder dritten Grundschule in Deutschland sind Lehrkräfte in den vergangenen fünf Jahren körperlich angegriffen worden. Rund 45.000 Lehrkräfte sind von psychischer und physischer Gewalt betroffen. Das ergab eine Umfrage, die jetzt veröffentlicht wurde.

 Eine Lehrerin an der Tafel (Symbolbild).

Eine Lehrerin an der Tafel (Symbolbild).

Foto: dpa

Die Gewalt an Schulen gegen Lehrer beschränkt sich nach einer Umfrage unter Schulleitern nicht auf Einzelfälle. Nach einer am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Forsa-Erhebung unter 1200 Schulleitern allgemeinbildender Schulen gab es in den vergangenen fünf Jahren an der Hälfte der Einrichtungen direkte psychische Gewalt und an jeder vierten körperliche Gewalt gegen Lehrkräfte. An einem Fünftel kam es zu Cybermobbing. Hochgerechnet seien damit rund 45.000 Lehrkräfte betroffen und "ganz bestimmt keine Einzelfälle", sagte der Bundesvorsitzende der Lehrergewerkschaft "Verband Bildung und Erziehung" (VBE), Udo Beckmann. Der VBE hatte die Umfrage in Auftrag gegeben.

Das Thema "Gewalt gegen Lehrkräfte" ist laut Studie inzwischen weniger tabuisiert. Demnach gaben nur noch 39 Prozent der Befragten an, es werde verschwiegen; bei einer ähnlichen Befragung von 2016 vertraten noch 57 Prozent diese Überzeugung. In den meisten Fällen gaben die Schulleitungen an, dass es gelungen sei, betroffene Kollegen "ausreichend" zu unterstützen. Bei 13 Prozent war dies aber laut Auskunft nicht der Fall.

Angst vor Verlust des Ansehens der Schule

Als Gründe nannten 63 Prozent der Befragten, dass sich betroffen Schüler uneinsichtig gezeigt hätten, und 59 Prozent bemängelten, dass Eltern nicht kooperationswillig gewesen seien. Jede fünfte Schulleitung gab an, dass Meldungen zu bürokratisch seien oder zu einem Ansehensverlust der Schule führten. Elf Prozent sagten, die Meldung von Vorfällen sei von den Schulbehörden nicht gewünscht.

Der VBE forderte von den Kultusministerien, Statistiken zur Gewalt an Schulen zu führen und die Lehrer stärker zu unterstützen. Dazu zählt nach den Worten von Beckmann auch eine unbürokratische Meldung und schnelle Hilfe nach einem Vorfall. "Außerdem sehen wir einen klaren Zusammenhang zwischen dem Ressourcenmangeln an den Schulen, dem Bild von der Schule als Reparaturbetrieb der Gesellschaft und damit Verbunden enttäuschten Erwartungen von allen Seiten", so der Verbandsvorsitzende.

(eler)
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