Schwere Vorwürfe gegen Jugendamt Sonderausschuss zu Tod von Chantal

Hamburg · Ein halbes Jahr nach dem Methadon-Tod der elfjährigen Chantal hat die Bürgerschaft einen Sonderausschuss eingesetzt. Das Mädchen hatte sich in der Obhut drogenabhängiger Pflegeeltern befunden, die Methadon als Heroin-Ersatzdroge erhalten hatten.

Hunderte Menschen nehmen an einem Schweigemarsch für Chantal teil
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Der am Dienstagabend eingesetzte Ausschuss hat elf Mitglieder, Vorsitzender ist der SPD-Abgeordnete Gunnar Eisold. Am Dienstag sagte Hamburgs Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) vor dem Ausschuss aus.

Der Ausschuss soll die genauen Todesumstände des Mädchens klären und wird sich auch mit möglichem Fehlverhalten des Jugendamts befassen müssen.

Ebenfalls am Dienstag hatte die Finanzbehörde, die die Bezirke beaufsichtigt, einen Bericht ihrer Innenrevision veröffentlicht, der schwere Vorwürfe gegen das Jugendamt Hamburg-Mitte erhebt. Demnach hätte Chantal möglicherweise gar nicht erst in die Obhut der Pflegefamilie gegeben werden dürfen.

Das Jugendamt, heißt es in dem 72-seitigen Dokument, habe die Eignung des Paares als Pflegeeltern "nicht vollständig und ordnungsgemäß" geprüft.

Zudem hätte der Allgemeine Soziale Dienst (ASD) die katastrophalen Lebensumstände der Pflegeeltern bereits seit mindestens 2004 gekannt. Trotzdem sei dieses Wissen nicht berücksichtigt worden, als Chantal in deren Obhut gegeben wurde.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt im Todesfall des Mädchens gegen die Pflegeeltern, den leiblichen Vater sowie den ASD. Im Februar war der Leiter des Bezirksamts von Hamburg-Wilhelmsburg, Markus Schreiber, nach Kritik zurückgetreten.

(APD)
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