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Kuh-Friseure im Dauerstress Waschen, Scheren, Föhnen: Das sind Deutschlands schönste Kühe

Oldenburg · Natürliche Schönheit ist gut, doch ohne ein perfektes Styling ist kein Model-Wettbewerb zu gewinnen. Das gilt auch für Kühe.

Friseure machen Kühe schön
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Friseure machen Kühe schön

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Mit Fön und Bürste bearbeitet Astrid Ostkämper das Top-Model, kämmt die Haare erst gegen den Strich und bringt sie dann auf Linie. Dabei ist die 34-Jährige nicht zimperlich. Gleich geht es raus auf den Laufsteg. Da muss das Styling perfekt sitzen. Die Schönheit schaut sie aus großen dunklen Augen geduldig an.

Loh Nastygirl ist die Siegerkuh

Schließlich ist Dorflady ein Profi. Die schwarz-weiß gefleckte Kuh hat schon mehrere Wettbewerbe gewonnen. An diesem Tag geht es aber um den ganz großen Titel: den der tierischen "Miss Germany". Der Konkurrenzkampf ist hart, am setzte sich Loh Nastygirl aus Rhede durch.

Rund 250 Kandidatinnen aus ganz Deutschland, Luxemburg und Österreich treten auf der Deutschen Holstein Schau in Oldenburg gegeneinander an. Eine schöner als die andere. Deshalb wird wie bei den zweibeinigen Models ordentlich getrickst. "Das ist wie bei uns Menschen: Pimpen hilft", meint Ostkämper.

Kritische Preisrichter

Als eine von zwölf Kuh-Friseuren ist sie seit Tagen im Dauereinsatz. Kurz vor dem großen Schaulaufen klettert der Stresspegel im Backstage-Bereich aufs Maximum. Seit vier Uhr morgens ist Ostkämper auf den Beinen. 19 Kühe muss sie schick für den Laufsteg machen. Das braucht Zeit, denn den kritischen Augen der Preisrichter entgeht nichts.

Mit einem Rasierer schneidet Ostkämper die Haare an Dorfladys Beinen raspelkurz. Danach fährt sie über den üppigen Bauch. "Dadurch kommen die Adern besser zur Geltung", erläutert sie. Ein gut durchblutetes Gewebe ist ein wichtiges Schönheitsideal bei Kühen. Außerdem starke Beine, ein pralles Euter und ein kräftiger Knochenbau. "Eine klapprige Kuh hat keine Chance", weiß die Fachfrau. Seit zwei Wochen ist die sechsjährige Dorflady auf Spezial-Diät: Kraftfutter, das den Bauch gut rundet. Besitzer Nikolai Niermann ist zufrieden mit dem Ergebnis. "Sie ist unser bestes Tier im Stall."

Doch auch die Schönsten unter den Schönen haben kleine Makel. Dafür sind Ostkämper und ihre Kollegen da. Macken im Fell bessern sie mit Farbe aus. Ein vorteilhafter Schnitt kaschiert das für Kühe typische Hohlkreuz. Vom Dreck im Stall verfärbte Schwänze werden kurzerhand gebleicht. Mit kreisenden Bewegungen massiert Jürgen Hoffmann das Euter von Brandy mit Babyöl. Aufs Fell kommt Glanzspray, die Rückenlinie ist mit viel Puder und Haarspray fixiert. "Das ist der letzte Schliff", sagt der 35-Jährige. Noch ein prüfender Blick auf die dreijährige Kuh. "So Abflug, viel Erfolg."

"Man muss viel üben"

Brandy ist an diesem Morgen das zehnte Tier, das Hoffmann mit seinen Künsten auf Modelmaße bringt. Wie seine Kollegen hat er sich sein Handwerk selbst beigebracht. "Bis zur Perfektion vergehen ein paar Jahre. Man muss viel üben." Seit einiger Zeit bieten die Zuchtverbände auch Schulungen für den Kuhfriseur-Nachwuchs an, wo dieser sich die besten Tricks und Kniffe bei alten Hasen wie Astrid Ostkämper abschauen kann. "In meiner Generation gab es das noch nicht", sagt sie. Die Fitter-Szene - wie die Friseure im Fachjargon heißen - ist daher überschaubar. Deutschlandweit gibt es nur ein paar Experten.

Zu den großen Wettbewerben reisen deshalb auch immer Kollegen aus dem europäischen Ausland an. Der 30-jährige Rhys Jones ist einer von ihnen. In Wales hat er einen eigenen Hof, ist aber ständig im Dienste der Schönheit unterwegs. "Man muss schon ein bisschen verrückt sein, um das zu machen. Man reist viel, arbeitet hart, lernt aber auch viele Leute kennen."

Ein Knochenjob also, der noch nicht einmal zum Überleben reicht. Fast alle Kuhstylisten haben noch andere Jobs. "Ewig kann man das nicht machen", sagt Ostkämper. Mit ihren 34 Jahren gehört sie schon zu den Ältesten auf der Deutschen Holstein Schau. An Aufhören denkt sie trotzdem nicht. Dafür frisiert sie einfach zu gerne.

(dpa/areh/rl/jco)
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