Berlin Witze über "Kinderguillotinen" — Senat kündigt Flüchtlingsheimbetreiber

Berlin · Die Berliner Senatsverwaltung zieht die Reißleine: Dem Flüchtlingsheimbetreiber Pewobe ist fristlos gekündigt worden. Mehrfach war dieser in die Kritik geraten, zuletzt sorgten E-Mails, in denen über "Kinderguillotinen" und "Krematorien" gescherzt wurde, für Entsetzen.

Neun Flüchtlingsheime betreute die Pewobe in Berlin, nun ist damit Schluss. Die Senatsverwaltung erklärte am Sonntag, die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen habe sich "immer schwieriger dargestellt". Die Rede ist von Qualitätsmängeln, die nicht abgestellt worden seien, und von "einer öffentlichen Auseinandersetzung mit einer Ehrenamtsorganisation, die von der Pewobe sogar verklagt wurde".

"Das ist kein Bild von einem Betreiber, mit dem wir weiterhin zusammenarbeiten wollen und nicht die Art und Weise, wie aus unserer Sicht mit Ehrenamtlichen und schon gar nicht mit den ihn anvertrauten Menschen umgegangen werden darf", heißt es in der Mitteilung.

Doch das Fass zum Überlaufen gebracht haben dürften interne E-Mails, welche die "BZ" und die "Bild"-Zeitung am Samstag öffentlich gemacht hatten. "Der derzeitige Umgang mit dem unsäglichen und aus meiner Sicht nicht erklärbaren und durch nichts zu entschuldigendem Mailaustausch macht deutlich, dass eine weitere Zusammenarbeit mit der PeWoBe nicht mehr möglich ist", teilt Sozialsenator Mario Czaja mit.

In den E-Mails witzeln Mitarbeiter der Pewobe über die Verwendung einer Geldspende. Statt eines Sandkastens schlägt eine Mitarbeiterin eine " kleine Kinderguillotine" vor, "mal was anderes als das Standardprogramm", kommentiert dies eine andere Mitarbeiterin. Im weiteren Verlauf geht es um "Enthauptungen", die Dreck machen würden, um "Krematorien" als Entsorgungsmöglichkeit.

Der Anwalt der Pewobe rechtfertigt die E-Mails in einem Schreiben, das die "BZ" veröffentlichte, mit den Worten, die Äußerungen seien aus dem Kontext gerissen worden und zeichneten "ein völlig falsches Bild von den Mitarbeitern unserer Mandantin". Auch schreibt der Anwalt von einem "durch das Rechtschreibkorrekturprogramm T9 verursachter Korrekturfehler". Allerdings wird nicht erläutert, wie die Korrektur ausgerechnet "Kinderguillotine" schreiben konnte - zumal das Wort in der Originalmail auch noch einen Rechtschreibfehler enthält.

Die Pewobe stand schon vor den Mails in der Kritik, unter anderem weil in einer Einrichtung in Berlin-Hellersdorf nur ein Sozialarbeiter für 500 Flüchtlinge verfügbar gewesen sein soll und die Heimleiterin 2008 für die rechtsextreme DVU bei den Landtagswahlen kandidiert hatte. Bereits Anfang August hatte der Senat daher verkündet, dass es in der Einrichtung zu einem Betreiberwechsel komme. Nun aber wird der Pewobe fristlos in allen von ihr betreuten Einrichtungen gekündigt.

"Die nach wie vor schwierige Unterbringungssituation in Gemeinschaftsunterkünften (jenseits der vorhandenen Notunterkünfte) hat uns bislang davon abgehalten, den Schritt einer fristlosen Kündigung für alle Objekte der Pewobe zu vollziehen. Wir sehen aber nunmehr keinen anderen Weg", heißt es bei der Senatsverwaltung.

(das)
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