ProSieben-Show "Mein bester Feind" Krass, krass, einfach so krass

Düsseldorf · Trapeznovizin, Elben-Schmalzer und Blitztätowierungen: Die Mutproben-Show "Mein bester Feind" mit Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt startet extrem unterhaltsam ins neue Jahr.

 Haben in ihrer Samstagabend-Show viel zu lachen: Joko Winterscheid und Klaas Heufer-Umlauf.

Haben in ihrer Samstagabend-Show viel zu lachen: Joko Winterscheid und Klaas Heufer-Umlauf.

Foto: dpa, car htf sab

Fernsehgriesgräme kennen den Reflex, der sich am Samstagabend beim Betrachten von "Mein bester Feind" einstellte, nur zu gut: Nach einer halben Stunde möchte man dringend aus-, um-, bloß einfach wegschalten. Allerdings nicht, wie sonst üblich, weil das bislang gebotene so peinvoll an den eigenen Schamreflexen genagt hätte — sondern weil die erste Kandidatin der Freundschaftsbeweisshow derart mutig, cool und schlicht vollumfänglich sympathisch ist, dass man ihr uneingeschränkt und ungeachtet der noch nicht in Erscheinung getretenen weiteren Kandidaten den Sieg gönnt. Gibt es auch nicht so oft.

"Mein bester Feind" ist die showgewordene Umsetzung eines eigentlich banalen Satzes: "Wenn du wirklich mein Freund bist, dann machst du das für mich." Allerdings geht es nicht darum, den besten Spezi zur nachtschlafender Zeit mit dem Auto in desolatem Zustand von einer Sauftour abzuholen oder vier Wochen den monströsen Floh-Hund der liebsten Kumpeline zu hüten, die Aufgaben von "Mein bester Feind" gehen unter Aufsicht und unübersehbar diebischen Freude der Moderatoren Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt ans Eingemachte — auch in der ersten Ausgabe im jungen Jahr.

Damit ihre beste Freundin einen Fernseher gewinnt und die Chance auf einen Mercedes-Oldtimer hat, turnt beispielsweise besagte erste Kandidatin, Vivien, mal eben ein paar eigens einstudierte, zirkusreife Übungen am Trapez — das unterhalb eines Heissluftballons in luftigsten Höhen baumelt. "Krass, ist die krass, die ist einfach so krass", stammelt die beste Freundin im Ballonkorb, während Vivien ein paar Meter unter ihr ungerührt einarmige Kapriolen vollführt, und ausnahmsweise ist diese so inflationär gebrauchte Boah-Vokabel hier völlig angebracht.

Auch im folgenden Parcours im Studio, bei dem es schließlich um den Autogewinn geht, schlägt die Krass-Kandidatin sich bestens, einer Art modernem Zirkeltraining mit Brüllschikanen, Extrem-Hinternwackeling und Blitztätowierung: Um Zeit gutgeschrieben zu bekommen, können sich die Kandidaten jetzt und sofort den letzten Satz ihrer jüngst empfangenen SMS tätowieren lassen. Vivien hat Glück: Bei ihr ist das nur "Hopp".

Gut, dass man sich nach ihrem Auftritt dann doch entschied, die Sendung weiterzuschauen, denn es kommt tatsächlich noch besser. Heufer-Umlauf enthüllt einen köstlichen, heimlich und doch öffentlich durchgeführten Langzeitscherz: Für seinen besten Freund Patrick ist Nico acht Wochen lang öffentlich und im TV in die Rolle eines Schmalz-Sängers geschlüpft — er wurde zu "Ulmo Ocin", einem Ethnopop-Trällerer in verheerender Elben-Verkleidung, der seine Kitsch-Single "Mandalo" mit einem eigenen Musikvideo, bei Filmpremieren, einer großen Pro-7-Samstagabendshow und auch am Kölner Hauptbahnhof bitterernst promoten musste, und zwar mit überschaubarem Erfolg: ,"Ich bin der Ulmo Ocin. Wollen Sie 'ne Autogrammkarte?" — "Nein,danke."

Bei allem Vibi-Blitzfantum: Das ist große Fernsehkunst und Medienpersiflage, detailreich liebevoll und schlau gemachte Unterhaltung. Nach der es freilich in der Sendung die verbleibenden drei Mutproben-Kandidaten — warum treten eigentlich vier Männer-Paare und nur ein Frauen-Duo an? — sehr schwer haben: Natürlich ist es auch topcool, sich auf einem Stuhl auf die Tragfläche einer kleinen Propellermaschine schnallen zu lassen, doch im Kopf summt man beim Zuschauen immer noch den schmerzhaft einprägsamen "Mandalo"- Refrain.

Klaas Heufer-Umlauf & Joko Winterscheidt: So sind die beiden - Bilder
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Das sind Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt

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Foto: dpa/Sina Goertz

Am Ende gewinnt Show und Auto ein Kandidat, der eine Nacht alleine in einer verlassenen Grusel-Heilanstalt verbrachte — natürlich geht der Gewinn nicht an ihn, sondern an seinen besten Freund. Aber auch Zuhause auf dem Sofa hat man etwas gewonnen. Wenn man zukünftig etwas im Fernsehen sieht, dass einen nach einer halben Stunde entnervt umschalten lässt, kann man sich immer noch einreden: Hier versucht sich einfach nur jemand an einem neuen "Mandalo"-Spaßprojekt.

(rütz)
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