Abenden Vorbei an buntem Gestein im Rurtal

Abenden · Die roten Buntsandsteine oberhalb des Tals in der Eifel ziehen Wanderer aus nah und fern magisch an.

Abenden: Vorbei an buntem Gestein im Rurtal
Foto: Volker Götz

Los geht es am Bahnhof Abenden, dann durch den Ort hindurch, und schon wartet die erste Herausforderung auf uns: der steile Aufstieg zum ersten Aussichtspunkt der Tour. Vom "Kuhlenbusch" auf der felsigen Anhöhe aus bekommt man einen ersten Eindruck von der Landschaft, die der Wanderer auf den 15 Kilometern der Wegstrecke genießen kann. Die Buntsandsteinfelsen oberhalb des Rurtals sind Bestandteil des Nationalparks Eifel.

In einer Eiszeit vor 500.000 Jahren hat sich die Rur tief in das devonische Eifelgebirge eingegraben. "Die Erosionsprozesse führten dazu, dass sich die heute noch sichtbaren Felsformationen bildeten", erklärt Volker Götz, Tourenleiter des Deutschen Alpenvereins (DAV). Vor allem Eisenoxid sorge für die teilweise sehr intensive Rotfärbung der Buntsandsteine. "Ähnliche geologische Konstellationen findet man in Deutschland sehr selten", sagt Götz. In der Pfalz gibt es zum Beispiel noch das Dahner Felsenmeer, das er auch als Wanderterrain empfiehlt.

Mit den ersten Eindrücken im Rucksack geht es bergab bis fast zur Rur hinunter, um dann wieder bergauf Richtung "Effelsdach" zu steigen. Der kurze, giftige Anstieg wird mit einem grandiosen Panoramablick ins Rurtal belohnt. "Einfach fantastisch", schwärmt der Düsseldorfer Wanderprofi.

Über Serpentinen geht es durch alpines Gelände an den mächtigen Kletterfelsen vorbei. Die Buntsandsteinformationen sind nicht nur bei Wanderern gefragt. Sie eignen sich auch hervorragend als Klettergebiet. Allerdings wurden nur "Effels", "Hirtzley", "Hinkelstein" und "Zwei Brüder" als offizielle Klettergebiete ausgewiesen. Die restlichen Felsen sind Teil eines Vogel- und Naturschutzgebietes und dürfen nicht betreten werden. Bei gutem Wetter kann man viele Kletterer beobachten.

Richtung Obermaubach umrundet die Wandergruppe Burg Nideggen, die trotzig auf einem der Buntsandsteinfelsen thront. Auf der Burg bekommen die Besucher einen Einblick in das Leben im Mittelalter. Denn sie diente im 12. Jahrhundert den Grafen von Jülich als Wohnsitz. Nach dem Bau des Bergfrieds zwischen 1177 und 1190 folgten Haupttor, Wehrmauer, Brunnen und der doppelstöckige Palas als weitere Gebäude der Burg. In den unruhigen Zeiten hatte die im Grenzgebiet zwischen Monschau und Köln gelegene Burg Nideggen den Ruf, uneinnehmbar zu sein. Ein strategischer Vorteil war auch ihre exponierte Lage. Ständig stand die Burg im Mittelpunkt politischer Auseinandersetzungen.

Beim Ausbau erhielt sie im 14. Jahrhundert einen feudalen Rittersaal - damals einer der größten Saalbauten im Rheinland. Im Jahr 1542 war es Kaiser Karl V., dem im Geldrischen Erbfolgekrieg das militärische Kunststück gelang, die Burg zu zerstören. Danach wurde sie immer wieder Opfer kriegerischer Auseinandersetzungen. Schließlich machte ein Erdbeben der stattlichen Burganlage den Garaus. Im Laufe der Jahrhunderte verfiel die Ruine stetig. Erst 1902 wurde mit dem Wiederaufbau begonnen, und später folgte die Nutzung als Heimatmuseum.

Nach der Stippvisite auf der Burg wird im mittelalterlichen Städtchen Nideggen Rast gemacht. Wer möchte, kann sich mit einem leckeren Mittagessen im Burgrestaurant stärken oder ein Stück Torte im Café Dohmen am Markt genießen. Die nächsten Ziele der Tour sind natürlich wieder Buntsandsteine mit klangvollen Namen wie "Hindenburgtor", "Kickley" oder "Eugenienstein". Von einem freistehenden, ins Tal ragenden Felsen haben die Wanderer einen atemberaubenden Blick in die Landschaft. Weiter geht es hinauf zum "Kuhkopf" mit Schutzhütte und toller Fernsicht. Später erreichen wir den "Engelsblick", Obermaubach und der Stausee sind schon gut zu erkennen.

Die Staumauer dann hinter uns lassend, haben wir das Ziel dieser außergewöhnlichen Wanderung auf verschlungenen Pfaden erreicht. Bevor es Volker Götz zurück in die Landeshauptstadt zieht, bestellt er sich im Café Flink - sein absoluter Geheimtipp - noch ein Stück Marzipantorte. "Die ist so lecker, die habe ich mir heute verdient", sagt der Wanderspezialist und genießt lächelnd den süßen Abschluss dieser schönen, rund fünfstündigen Wanderung.

Info An- und Abreise: In Obermaubach gibt es Parkplätze, vom Bahnhof Obermaubach mit der Rurtalbahn in zwölf Minuten bis Bahnhof Abenden.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort