Interview Bewerbung - Spurensuche im Netz

Düsseldorf (RP). Party-Fotos im Internet sind halb so schlimm. Das sagt Torsten Alfes, Geschäftsführer der Personalberatung MummertCareer, und verrät, wie er sich über Bewerber informiert.

 Für Torsten Alfes sind

Für Torsten Alfes sind

Foto: MummertCareer

Ihr Unternehmen berät Firmen bei der Einstellung von Führungskräften. Recherchieren Sie dafür auch im Internet?

Torsten Alfes Das ist abhängig von der Position, die wir besetzen sollen. Generell gilt: Je höher das firmeninterne bzw. -externe Interesse am Ausgang des Bewerbungsverfahrens ist, desto eher googelt man oder recherchiert in Online-Netzwerken. Am wichtigsten sind für mich aber auf jeden Fall der Lebenslauf und die beruflichen Erfolge.

Xing oder LinkedIn sind Online-Portale für geschäftliche Kontakte. Nimmt ihre Bedeutung zu?

Torsten Alfes Definitiv. Das ist eine praktische Form des Netzwerkaufbaus. Früher hat man eben Briefe geschrieben oder Weihnachtskarten. Heute meldet man sich dort an und stellt sich so einem Teil der Öffentlichkeit vor. Ich bin allerdings oft überrascht, wie viele persönliche Dinge Menschen dort preisgeben. Ich finde, man sollte zwischen Business und Privatleben trennen.

Paradebeispiel für vermeintlich peinliche, private Spuren im Netz sind Partyfotos.

Torsten Alfes Was das angeht, gibt es zwei Meinungen. Die einen sagen: Meine Güte, wie schlimm, so was muss doch nicht sein. Und die anderen meinen eher: So what? Es kommt aber auch auf die Fotos an. Partys haben wir doch alle gefeiert, als wir jung waren. Deswegen halte ich die Diskussion über Partyfotos für überbewertet. Die Bilder sollten aber nicht hemmungslos sein. Diese Ansicht teile ich.

Gilt das Gleiche auch für Bewerber, an denen Sie durch Online-Recherche eine rechtsextreme Seite entdecken?

Torsten Alfes Diesen Fall habe ich noch nicht erlebt. Wenn wir feststellen, dass jemand den "Mainstream"-Parteien angehört, spielt das für die Bewerbung keinerlei Rolle. Politischer Extremismus würde sicher dazu führen, dass der Bewerber nicht in die engere Wahl einbezogen wird.

Angenommen, auf eine Stelle bewerben sich zwei Frauen mit derselben fachlichen Qualifikation. Aber ihre StudiVZ-Profile unterscheiden sich gravierend.

Torsten Alfes Wenn beide fachlich geeignet sind, spielt ihre Online-Selbstdarstellung keine große Rolle. Um herauszufinden, ob jemand kulturell und persönlich geeignet ist, vertraue ich lieber auf ein persönliches Gespräch als auf StudiVZ.

Würden Sie sämtliche Geschäftspartner und Kollegen bei Facebook zur Freundesliste hinzufügen?

Torsten Alfes Wohl eher nicht. Ich bin dort gar nicht angemeldet. Auch habe ich ein begriffliches Problem mit der facebook'schen Definition von "Freund".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort