Studenten-Leben Meine Lektüre: Fachliteratur statt Comics

Ich muss eine Sammelmappe abgeben. Total viel Arbeit. Habe zwar schon eine Sammelmappe fertig, aber da kleben viele schiefe Bilder von den EM-Fußballern 1996 drin. Könnte mir den Spaß erlauben; der Sammler in mir glaubt allerdings, dass das Panini-Heft noch an Wert steigen wird. Er sucht stattdessen ein altes Briefmarkenalbum heraus. Für den Notfall. Ich habe als Kind alles gesammelt: Ü-Ei-Figuren, Pickel, Läuse, blaue Briefe. Mittlerweile sammle ich Fehlstunden, darum weiß ich auch nicht, was in die Mappe soll. Ich weiß aber, wo Kommilitonen sitzen, die es wissen – in der Uni-Bibliothek. Reihe mich am Eingang in die Schlange ein. Taschenkontrolle. Ich hasse es, auf etwas zu warten. Kann mich dafür eigentlich nur motivieren, wenn's was umsonst gibt.

Heute werden mir drei Snickers, Smarties und ein Fruchtzwerg abgenommen. Immerhin war was umsonst: die Mühe, die Snacks in der Laptoptasche zu verstecken. Die Arbeitsgruppe ist hinter einem Stapel Bücher deutlich schwieriger zu finden. Och nee, Bücher. Stelle mich vor, darf mitmachen, aber leider nicht abschreiben. Brauche dringend einen Plan B. Plan B war, Süßigkeiten anzubieten. Brauche einen Plan C. Weinen wäre mir aber schon ein bisschen unangenehm. Plötzlich habe ich einen Geistesblitz. Ich könnte zur Abwechslung mal lernen. Innerlich schüttelt es mich kräftig durch. Ich bekomme Gänsehaut, kleine Härchen stellen sich auf. Aber tatsächlich: Ich fange an zu lesen. Keine Comics, Fachliteratur. Ein Anfang ist gemacht. Hoffentlich ist bald ein Ende in Sicht.

(RP)
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