Auf der Jagd nach dem Higgs-Boson Cern-Wissenschaftler nähern sich "Gottesteilchen"

Paris · Wissenschaftler am Kernforschungszentrum Cern glauben, bei der Suche nach dem mysteriösen Elementarteilchen Higgs einen entscheidenden Schritt weitergekommen zu sein.

Fragen und Antworten zum Teilchenbeschleuniger LHC
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Foto: CERN

Versuche mit dem weltgrößten Teilchenbeschleuniger LHC bei Genf hätten das "Fenster verkleinert, wo Wissenschaftler das Higgs-Boson vermuten", sagte Cern-Forscher Bruno Mansoulie am Dienstag. Mit einer endgültigen Antwort wird im nächsten Jahr gerechnet. Noch sei es zu früh für endgültige Schlussfolgerungen, doch sei die Basis gelegt für "aufregende Monate", sagte Mansoulies Kollegin Fabiola Gianotti in einem im Internet übertragenen Seminar des Kernforschungszentrums.

Nach ihren Angaben dürfte die Antwort innerhalb der nächsten zwölf Monate bekannt sein. Nach dem wegen seiner universellen Bedeutung auch "Gottesteilchen" genannten Higgs-Boson suchen die Forscher schon seit Jahrzehnten.

Mit dem sogenannten Higgs-Mechanismus wird seit 1964 im Standardmodell der Elementarteilchen-Physik erklärt, wie die Teilchen - also die Grundbausteine der Materie - ihre Masse erhalten. Das nach dem schottischen Physiker Peter Higgs benannte Boson ist nach Einschätzung der meisten Physiker der letzte noch fehlende Baustein in dem bewährten Standardmodell. Die Entdeckung des Teilchens würde das gesamte Modell bestätigen.

Laut dem europäischen Kernforschungszentrum haben die Experimente von zwei separaten Teams ergeben, dass sich die Spuren des Higgs-Teilchens bei einer Masse von rund 125 Gigaelektronenvolt (GeV) konzentrieren. Die Forscher gehen davon aus, dass die umherfliegenden Elementarteilchen von einem sogenannten Higgs-Feld gebremst werden. Mit der Entdeckung des Higgs-Bosons wäre auch die Existenz dieses Feldes nachgewiesen.

Die Suche nach dem Higgs-Teilchen gehört zu den zentralen Aufgaben des LHC-Teilchenbeschleunigers an der französisch-schweizerischen Grenze. Mehr als hundert Meter unter der Erde lassen die Cern-Wissenschaftler in dem 27 Kilometer langen Ringtunnel Protonen mit nahezu Lichtgeschwindigkeit aufeinanderprallen.
Nach Angaben von Daniel Fournier vom Experiment Atlas liegt die Fehlermarge nur noch bei einem Prozent. Doch reiche dies nicht aus, um die Existenz des Higgs-Boson wissenschaftlich einwandfrei nachzuweisen. "Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben wir nicht mehr als einen Hinweis", sagte Fournier. Um dem Teilchen tatsächlich auf die Spur zu kommen, müsse die "Zahl der Kollisionen vervierfacht" werden.

(AFP)
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