11. September DNA-Spuren der Attentäter gefunden

Düsseldorf (RP). Rund sieben Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 haben Rechtsmediziner den kompletten Schutt des World Trade Center durchgesiebt. Alle Leichenteile der Terroristen sind nun in geheimen Kühlschränken untergebracht. Amerika rätselt, was damit passieren soll.

Die mutmaßlichen Drahzieher vom 11. September
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Foto: AFP

Sie hatten den trauernden Familien des 11. September ein Versprechen gegeben: Dass die Opfer der Terroranschläge nicht mit den Attentätern begraben werden. Diese Zusage machten Rechtsmediziner Robert Shaler (66) und seine rund 100 Sonderermittler in mehr als sieben Jahren wahr. Sie ziehen nun die Bilanz ihrer Arbeit. Insgesamt wurden 21 743 menschliche Leichenteile untersucht — das größte Projekt dieser Art in der Geschichte der Rechtsmedizin. Darunter identifizierten sie 10,8 Kilogramm Haut- und Knochen als sterbliche Überreste der Attentäter und lagerten sie in geheimen Kühlschränken ein.

Rund um die Uhr bewacht

"Diese Leute waren Kriminelle. Sie verdienen es nicht, bei den unschuldigen Opfern zu sein", sagt Shaler. Er leitete bis zu seiner Pensionierung vor einem Jahr die speziell eingerichtete Bearbeitungsstelle für Trümmer auf der Insel Staten Island. Der gesamte Schutt aus der Innenstadt wurde dorthin gebracht und gesiebt. Einige der untersuchten menschlichen Überreste waren nicht größer als ein Fingernagel. Shaler und sein Team haben sie alle mit Namen versehen.

"Zuerst müssen die Überreste gesichtet und dann eingefroren werden", erklärt Peter Schneider, Professor für forensische Molekularbiologie an der Universität zu Köln. Er kennt den amerikanischen Kollegen und weiß um die große Herausforderung von Shalers Arbeit. "Er hatte es mit furchtbar vielen Körperteilen zu tun", sagt er. Viele Opfer seien nicht verbrannt, sondern durch den Einsturz der Gebäude zerstückelt worden. Nur diese Toten konnten letztendlich auch durch DNA-Analysen identifiziert werden. Denn Asche enthält keine biologischen Informationen mehr. Sie besteht nur noch aus Kohlenstoff und Mineralien.

Zum DNA-Vergleich haben die Analytiker drei Möglichkeiten. Sie verwenden entweder eine Blutprobe, ein Haar oder Ähnliches, um aus den Zellen Erbinformationen zu extrahieren. Alternativ kann auch eine Zahnbürste nützlich sein. Die Experten schneiden die Borsten ab und arbeiten mit den daran haftenden Zellen von Zahnfleisch oder Schleimhäuten. Dritte Alternative: Eine Blutprobe von Geschwistern oder anderen Verwandten.

Auf diese drei Weisen sammelten Shaler und sein Team Informationen über die Opfer und über die Attentäter durch Gegenstände aus deren Wohnungen und Verstecken. Beim Vergleich der Daten verwenden sie immer die gleichen DNA-Abschnitte. Speziell für Katastrophen wie den 11. September hat der amerikanische Mathematiker Charles Brenner eine Software entwickelt, die den schnellen Abgleich ermöglicht. Damit konnten die Rechtsmediziner nun Überreste von 13 der insgesamt 19 Attentäter des 11. September identifizieren.

Ob sich darunter auch Leichenteile des Anführers Mohammed Atta befinden, wollten sie jedoch nicht sagen. Fest steht nur, dass die Überreste von neun Al Qaida-Terroristen, die beim Anflug auf das Pentagon und Weiße Haus abstürzten, in einem versiegelten Gefrierschrank beim FBI in Virginia gelagert sind. In einem weiteren Sicherheitsgebäude in New York werden Knochen- und Hautreste von vier Verantwortlichen für die Anschläge auf das World Trade Center aufbewahrt. Bewaffnete Mitarbeiter bewachen sie rund um die Uhr.

Die Frage, was mit den Leichen geschieht, beschäftigt viele. Kurt Horning, Vater eines 26-jährigen Opfers, nannte es eine "Ironie des Schicksals" wenn die Attentäter würdevoll beerdigt oder in ihre Heimatländer überführt würden, während die Asche vieler Opfer im Müll landete. Rechtsmediziner Shaler hält dagegen: "Ich denke, sie sollten aber auch nicht auf amerikanischem Boden beerdigt werden."

(RP)
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