Düsseldorf Pet Shop Boys glauben weiter an die Macht des Pop
Düsseldorf · Dem neuen Album "Electric" hört man an, dass das Pop-Duo Lust auf die Gegenwart hat. Es ist großartig.
Solche tollen Platten kann man nur machen, wenn man immer noch daran glaubt, dass sich im Popsong Gefühle mit größtmöglicher Prägnanz ausdrücken lassen, wenn man eine ungebrochene Lust an der Gegenwart hat und an den spielerischen Möglichkeiten, die sich aus der Verbindung Text und Musik ergeben. Die Pet Shop Boys zeichnet all dies aus, nun haben sie das Album "Electric" veröffentlicht, und es gehört nicht nur zu ihren besten. Darauf sind auch zwei der großartigsten Stücke in ihrer an großartigen Stücken reichen Karriere: Sie heißen "Love Is A Bourgeois Construct" und "Inside A Dream". Neil Tennant und Chris Lowe sind Ende beziehungsweise Mitte 50, und nachdem das Vorgänger-Album durch versonnene Bässe und bittere Verse auffiel, haben sie jetzt Stuart Price als Produzenten engagiert, jenen Mann, der ein Händchen dafür hat, Helden der 80er zurück auf die Dancefloors zu bringen. Bestes Beispiel: "Hung Up", der Song, den er 2005 für Madonna einrichtete.
"Electric" beginnt also mit einem Stück Italo-Disco, Tanz-Kommandos aus dem Vocoder zerreißen die Synthesizer-Flächen, und das klingt nach weißen Slippern, Lasertechnik und bunten Getränken, also ziemlich gut. Die anderen Stücke zitieren die eigene Werkphase zwischen "West End Girls" (1984) und "Go West" (1993). Sie covern tatsächlich "Last To Die" von Bruce Springsteen und holen das Lied vom Highway in die Londoner Clubs, und da die Pet Shop Boys als Popstars gelten, die noch cleverer sind als ihre Kompositionen, spricht Tennant mit wehmütiger und sehnsüchtiger Stimme Zeilen von William Blake und Marx zu nervösen Beats.
Das Duo unterhält seit einiger Zeit einen Zweitwohnsitz in Berlin. Dort werde schneller alles neu, sagen sie, nur eines bleibt gleich, es ist das Credo des Pop: "Anything I want to say out loud will be sung".
