Elefanten, Kamele und Co. Wie überleben Tiere in der Wüste?

Berlin (RPO). Temperaturen bis 50 Grad Celsius, eine gnadenlose Sonne und absoluter Wassermangel: Wüsten wie Namib, Sahara oder Gobi gehören zu den trockensten und unwirtlichsten Regionen der Erde. Doch selbst an diesen extremen Standorten leben zahlreiche Tiere.

Bildband: Überlebensstrategien von Tieren und Pflanzen
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"In Wüsten wie der Namib gibt es eine erstaunlich hohe Anzahl von sogenannten Endemiten, also Arten, die es nur dort und sonst nirgendwo anders auf der Welt gibt", sagt Christian Voigt vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin. Doch welche Anpassungen und "Tricks" für ein Überleben in der Wüste haben diese Tiere im Laufe der Evolution entwickelt?

Trinkwasser aus Morgennebeln

Wasser selbst in der trockensten Wüste zu entdecken, ist eine wichtige Strategie. Elefanten zum Beispiel seien Meister im Aufspüren verborgener Wasseradern, sagt Voigt. Die Dickhäuter graben, ihrem Instinkt folgend, vor allem in ausgetrockneten Flussbetten erfolgreich danach.

Eine ebenso effektive Methode der Wassergewinnung verwenden, britischen Forschern zufolge, Stenocara-Käfer. Die Insekten versammeln sich im Schutz der Dunkelheit regelmäßig an den Dünenkämmen der Namib.

Mithilfe ihres nach oben gereckten Hinterleibs und Flügeln mit wasseranziehenden Oberflächen entziehen sie dort den dichten Morgennebeln Feuchtigkeit. Diese sammelt sich nach und nach in feinen Tropfen auf den Panzern der Tiere und fließt schließlich zum Mund ab.

Viele Wüstentiere nutzen einen weiteren Überlebenstrick: Sie schränken ihre Flüssigkeitsverluste drastisch ein. So kann der Mehlkäfer Tenebrio molitor seine Harnproduktion fast auf null herunterfahren. Abgegeben wird lediglich ein trockenes, pulverartiges Sekret.

Die Kängururatte dagegen gewinnt Teile des Wassers, das sie normalerweise bei der Atmung verlieren würde, in der Nase wieder zurück. Beim Ausatmen streicht die 38 bis 39 Grad Celsius warme, feuchte Luft an der Nasenschleimhaut vorbei.

Diese ist jedoch nicht so stark durchblutet und daher deutlich kühler. Sie entzieht der Luft erhebliche Mengen an Wärme. Da kältere Luft weniger Wasserdampf speichern kann, kondensiert ein Teil der Feuchtigkeit und setzt sich in Form kleiner Wassertröpfchen ab.

Körpereigene Wassertanks

Sehr praktisch für das Leben in der Wüste sind auch die körpereigenen "Wassertanks" der Kamele. Sie befinden sich allerdings nicht in den Höckern, wie man früher vermutete - diese dienen vor allem als Energiespeicher - sondern in großen Zellen der Magenwand.

Das dort gespeicherte Wasser wird bei Flüssigkeitsmangel nach und nach dem Stoffwechsel wieder zugeführt. "Derartige Tiere können in der Tat vom Wasser körpereigener Reserven eine Zeit lang zehren", sagt Voigt.

Andere Anpassungen, die Tieren das Überleben in der Wüste erleichtern, seien eine effiziente Wärmeregulation und Nachtaktivität. Hinzu kommen verdunstungshemmende Wachsschichten auf der Körperoberfläche und zum Teil eine erstaunliche Toleranz gegenüber hohen Körpertemperaturen.

Zwar wisse man schon einiges darüber, wie Tiere in der Wüste zurechtkommen. Viele Bewohner und ihre Strategien stellten die Forscher aber noch vor Rätsel, meint Voigt. Das müsse sich schnell ändern. "Im Zuge der Klimaerwärmung und sich ausbreitender Wüsten wird es immer wichtiger, zu verstehen, wie Tiere in extrem trockenen und heißen Gebieten überleben können", sagt der Forscher.

(csr)
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