Zum ersten Mal ist Italiens Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi in einem der zahlreichen Prozesse gegen ihn rechtskräftig verurteilt worden. Der Kassationsgerichtshof in Rom bestätigte am 2. August 2013 in letzter Instanz eine Haftstrafe von zwölf Monaten wegen Steuerbetrugs gegen den Medienmagnaten. Gleichzeitig verwies es aber ein fünfjähriges Ämterverbot zur Neuverhandlung an ein Berufungsgericht zurück. Mit diesem Urteil kommt Berlusconi weder ins Gefängnis, noch muss er unmittelbar um seine politische Karriere bangen. Ein Überblick über die Folgen des Urteils:

KEIN GEFÄNGNIS: Sein Alter von 76 Jahren bewahrt Berlusconi vor dem Gefängnis. Für Bürger jenseits der 70 mit vergleichsweise kurzen Haftstrafen sieht das italienische Recht Hausarrest vor. Bis Mitte Oktober könnte der Langzeitpolitiker zudem beim Gericht beantragen, anstelle des Hausarrests gemeinnützige Arbeit zu leisten. Denkbar wäre etwa Dienst in einem Altenheim oder zur Entfernung von Graffiti. Allerdings hat Berlusconi bereits erklärt, er werde nicht "wie ein normaler Krimineller" Sozialdienst tun. Somit würde er wohl unter Hausarrest gestellt - in einem Anwesen seiner Wahl. Als wahrscheinlich gilt, dass Berlusconi sich für seinen Hauptwohnsitz nahe Mailand entscheidet.

IMMUNITÄT: Als Senator genießt Berlusconi Immunität. Bevor seine Verurteilung wirksam wird, muss der Senat über die Aufhebung der Immunität abstimmen. Das könnte Wochen oder sogar Monate dauern.

ÄMTERVERBOT: Die Entscheidung der niederen Instanz, wonach Berlusconi fünf Jahre lang kein öffentliches Amt ausüben darf, verwies der Kassationsgerichtshof zur Neuverhandlung zurück. Sollte das Berufungsgericht sich erneut für ein Ämterverbot entscheiden, würde dieses aber wegen gesetzlicher Besonderheiten kürzer ausfallen und könnte nur ein bis drei Jahre lang gelten.

AUSSCHLUSS VON WAHLEN: Wegen seiner Verurteilung darf Berlusconi sechs Jahre lang nicht zu Wahlen antreten. Damit ist er von den nächsten Parlamentswahlen ausgeschlossen, die spätestens 2018 abgehalten werden.

AUSSCHLUSS AUS DEM SENAT: Berlusconi könnte auch ohne Wahlen sein Senatsmandat verlieren. Dies würde passieren, wenn seine politischen Gegner darauf drängen, Vorschriften gegen rechtskräftig verurteilte Abgeordnete tatsächlich anzuwenden.

PASS: Berlusconi muss seinen Pass abgeben. Zudem wird das Außenministerium wahrscheinlich den Diplomatenausweis zurückfordern, den der Medienunternehmer in seiner Eigenschaft als ehemaliger Regierungschef besitzt. Wenn Berlusconi ins Ausland reisen will, muss er bei Gericht eine Erlaubnis beantragen.

RITTERWÜRDE: 1977 wurde Berlusconi mit dem Arbeitsverdienstorden ausgezeichnet und darf sich daher "Ritter der Arbeit" nennen. Diese Würde könnte ihm aufgrund der Verurteilung entzogen werden.

OFFENE FRAGEN: Die Details von Berlusconis Bestrafung sind noch ungewiss. Geklärt werden muss unter anderem, ob er während des Hausarrests Genehmigungen vom Gericht einholen muss, wenn er Termine im Senat oder auch für Interviews wahrnehmen will.