Fotos EU sucht ständigen Ratspräsidenten und "Außenminister"
Die europäischen Staats- und Regierungschefs wollen am Donnerstag bei einem Sondergipfel in Brüssel über die Besetzung der neuen Spitzenposten entscheiden, die der Vertrag von Lissabon schafft. Gesucht werden ein ständiger EU-Ratspräsident und ein Hoher Vertreter für die Außenpolitik. Ein Überblick über aussichtsreiche Kandidaten:
Herman van Rompuy Dem belgischen Ministerpräsidenten werden große Chancen auf das Amt des Ratspräsidenten eingeräumt. Die Vorzüge des flämischen Christdemokraten: Der 62-Jährige stammt aus einem kleinen EU-Gründerland und hat sich als Vermittler im Dauerkonflikt zwischen Flamen und Wallonen bewährt. Sein Handicap: Der im Ausland fast unbekannte Van Rompuy ist nicht der "Kopf", den sich vor allem die britische Regierung für die EU wünscht.
Jean-Claude Juncker Der Luxemburger ist mit nur 54 Jahren dienstältester Regierungschef der EU und überzeugter Europäer. Seit 2005 sitzt der Christdemokrat den Ländern mit dem Euro vor. Sein Interesse am Posten des Ratspräsidenten hat Juncker mehrfach durchblicken lassen. Die Unterstützung Deutschlands und Frankreichs ist jedoch ungewiss: Im Streit um das Bankgeheimnis und um überhöhte Staatsschulden legte sich Juncker mit Berlin und Paris an.
Jan Peter Balkenede Der niederländische Regierungschef gilt als Kompromisskandidat. Als Vertreter eines kleinen Landes könnte der 53-jährige Konservative all jene zufriedenstellen, die ein "Direktorium" der großen Staaten fürchten. Allerdings lasten ihm manche das Nein der Niederländer in der Volksabstimmung über die EU-Verfassung 2005 an.
Vaira Vike-Freiberga Die frühere lettische Präsidentin (1999-2007) ist eine der wenigen Frauen, die für die neuen Spitzenämter im Gespräch sind. Vike-Freiberga hat die frühere Sowjetrepublik 2004 in die NATO und in die EU geführt. Die 71-jährige Parteilose lebte lange in Deutschland. Ihr Nachteil: Sie müsste auf dem Posten EU-Gipfel leiten, hat aber nie an einem teilgenommen.
Massimo D'AlemaDem früheren italienischen Regierungschef und Außenminister werden gute Chancen eingeräumt. Beobachter vermuten, der konservative Regierungschef Silvio Berlusconi wolle den heimlichen linken Oppositionsführer nach Brüssel wegloben. Der 60-Jährige ist aber wegen seiner kommunistischen Vergangenheit in Osteuropa umstritten.
Miguel Angel MoratinosDie spanische Regierung bestätigte vor dem Gipfel erstmals, dass Moratinos für den Posten im Gespräch ist. Der 58-jährige Sozialdemokrat will allerdings lieber in Madrid bleiben. Gegen ihn spricht zudem, dass mit dem portugiesischen Kommissionspräsidenten José Manuel Barroso bereits ein Iberer einen EU-Spitzenposten innehat.
Catherine AshtonDie britische EU-Handelskommissarin von der Labour-Partei könnte es ihrem Land ermöglichen, doch noch einen der Topjobs zu ergattern. Der britische Außenminister und bisherige Favorit David Miliband hat abgesagt und auch Ex-Premier Tony Blair ist als Ratspräsident aus dem Rennen. Die 53-jährige Baronin hat allerdings keinerlei Erfahrung auf diplomatischem Parkett.