Fotos Giorgio Napolitano ist neuer Präsident Italiens
Mit Giorgio Napolitano steht zum ersten Mal ein Exkommunist an der Spitze des italienischen Staates. Der 80-Jährige setzte sich in der vierten Abstimmungsrunde durch und krönt damit sein politisches Leben, das sich über ein halbes Jahrhundert erstreckt.
In ruhigen Stunden ist Giorgio Napolitano ein Poet. Dann schmiedet der 80-Jährige sanfte Verse in seinem neapolitanischen Dialekt. Feingefühl zeigte Italiens neuer Staatspräsident auch politisch immer. Zwar zählt er über vier Jahrzehnte zu den Kommunisten. Aber stets zog der Mann mit dem fast kahlen Kopf die offene Debatte dem ideologischen Streit vor.
Geboren 1925 in Neapel, schließt sich Napolitano im Alter von 17 Jahren einer kommunistischen Widerstandsgruppe gegen den Faschismus an. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs tritt er in die Kommunistische Partei PCI ein. Es ist der Beginn einer mehr als 50-jährigen Politkarriere, die den studierten Juristen 1953 erstmals ins Parlament in Rom führt.
Dort macht der kulturbeflissene Politiker als Pragmatiker auf sich aufmerksam. Vor allem kümmert er sich in den 50er Jahren um bitterarme Regionen des Mezzogiorno, des Südens von Italien. "In die Kommunistische Partei trat ich wegen eines moralischen Aufbegehrens ein, das war nicht in erster Linie eine ideologische Wahl", sagte Napolitano kürzlich.
So ist es auch Napolitano, der in den 80er Jahren als einer der ersten auf eine Öffnung der Kommunistischen Partei hin zur Sozialdemokratie dringt. Scharf kritisiert von Parteifreunden, weist er damit den Weg, den seine Partei dann tatsächlich geht. Die PCI geht in der gemäßigteren PDS auf, viele Kommunisten schließen sich in dieser Zeit den neu gegründeten Linksdemokraten (DS) an, darunter auch Napolitano.
Aus den Korruptionsaffären zu Beginn der 90er Jahre geht der Süditaliener (hier auf einem Bild von 1991) als einer von wenigen Spitzenpolitikern mit weißer Weste hervor. Auch deshalb ist er es, der als erster ehemaliger Kommunist ein Ministeramt bekleidet. Von 1996 bis 1998 leitet er unter Prodi das Innenressort.
Als unbestechlicher Vermittler verdiente sich der verheiratete zweifache Vater und mehrfache Großvater den Respekt und das Vertrauen aller Lager. Berlusconi schüttelte Napolitano nach seinem ersten Regierungsantritt 1994 dem Vertreter der Linken die Hand, um diesen Respekt auszudrücken. Auch daran dachte Romano Prodi wohl, als er Napolitano in letzter Minute als Bewerber für die Präsidentschaft aufstellte - und seinen Favoriten, den streitlustigeren Ex-Kommunisten Massimo D'Alema (auf dem Bild rechts) fallen ließ.