Fotos Altkanzler Gerhard Schröder im RP-Interview
RP-Chefredakteur Michael Bröcker traf Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) in dessen Büro in Hannover.
Die Gesprächsatmosphäre ist gelöst und freundlich. Die Kerzen auf dem Adventskranz im Büro des Altkanzlers brennen.
Schon oft musste sich Schröder für seine Stelle im Aufsichtsrat des russischen Konzerns Rosneft erklären - sie kommt auch im Interview zur Sprache. Er ist gegen die EU-Sanktionen.
Der Altkanzler spricht auch über seine Freundschaft mit Wladimir Putin. Öffentlich kritisieren will er ihn aber nicht. Das tue er nur unter vier Augen, sagt er.
Leidenschaft, Augenmaß oder Verantwortungsbewusstsein - wovon haben Sie am wenigsten?, fragt Michael Bröcker. "Augenmaß", antwortet Schröder und lacht.
Im Interview gewährt er auch Einblick in Privates. An Weihnachten kocht Schröder für seine Kinder Bratkartoffeln und Spiegelei.
Als Politiker provozierte er gerne: Er trug als SPD-Kanzler gerne Brioni-Anzüge und rauchte gerne Zigarre. Das Zigarren-Rauchen hat er aufgegeben. Einen Brioni-Anzug hat er bis heute aufgehoben.
Auch sein Auftritt 2005 in der Elefantenrunden nach der Bundestagswahl bezeichnet er im Rückblick als "kleine Provokation". "Ich wusste schon, dass ich nicht Bundeskanzler bleiben würde."
Wenn es nach Gerhard Schröder ginge, könnte er sich vorstellen, sich mit Oskar Lafontaine zu versöhnen. Ihr einst gutes Verhältnis mündete über die Bundestagswahl 1998 in einem Zerwürfnis. Schröder wurde zum Kanzler gewählt. Er sei zu einer Versöhnung bereit, aber viele Parteimitglieder würden Lafontaine seinen Abgang bis heute nicht verzeihen, sagt Schröder.
Im Interview nimmt Schröder FDP-Chef Christian Lindner nach dem Scheitern der Jamaika-Sondierungen in Schutz. Er habe Verständnis, dass dieser nicht das Anhängsel einer grün gewordenen CDU und von konservativ gewordenen Grünen habe werden wollen.
Nur auf die Frage, ob Schröder Weihnachten mit seiner neuen Partnerin feiert, bleibt er zuletzt eine Antwort schuldig.
Schröder in seinem Büro in Hannover.