Spott im Netz für "Babo"-Wahlplakat Fabian Giersdorf: "Diesen Hass wünsche ich niemandem"

Düsseldorf · Es war ein gut gemeinter Spruch auf einem Wahlplakat, der Fabian Giersdorf möglichst viele (politische) Sympathien einbringen sollte. Doch der Schuss ging nach hinten los. Das Netz spottet, ein Rapper will Geld sehen und der junge CSU-Politiker kann kaum noch schlafen.

 "Babos wissen, wer der Chabo ist": Fabian Giersdorf muss sich derzeit eine Menge gefallen lassen.

"Babos wissen, wer der Chabo ist": Fabian Giersdorf muss sich derzeit eine Menge gefallen lassen.

Foto: Screenshot Facebook

Fabian Giersdorf veröffentlichte am Wochenende das Wahlplakat samt Slogan, mit dem er den Kommunalwahlkampf bestreitet und in den Rat der fränkischen Stadt Roth einziehen möchte: "Chabos wissen, wer der Babo ist" ist dort zu lesen. Darüber strahlt ein junger Mann mit kurzen Haaren und Zahnpasta-Lächeln um die Wette mit dem Blitzlicht.

Giersdorf wählte die Jugendsprache bewusst, um junge Wählerschichten für seine Politik zu begeistern. Der Haken an der Sache: Zum einen ist das die Zeile des gleichnamigen Songs des Offenbacher Rappers Haftbefehl. Dieser wandte sich am Montag über Facebook an Giersdorf und erklärte, der CSU-Politiker werde bald Post von seinem Anwalt erhalten.

Zum anderen passt die Babo-Jugendsprache, so die Meinung vieler Spötter im Netz, nicht zum äußeren Auftreten des Politikers: Anzug, Krawatte, adrettes Aussehen, penibel frisierte Haare. Anfänglich hatte Giersdorf den Wunsch geäußert, mit diesem Wahlplakat Aufsehen zu erregen und Aufmerksamkeit zu erzeugen.

Keine Frage: Zumindest dieses Ziel hat der 23-Jährige erreicht. Mit der Vielzahl an hämischen Kommentaren und Anfeindungen habe er aber nicht gerechnet, sagt Giersdorf nun in einem Interview mit dem Magazin "Focus".

"Der Wirbel hat mich total überfahren. Ich hätte höchstens gedacht, dass es ein Thema für die Lokalpresse sei. Aber: Unverhofft kommt oft. Der Shitstorm, der über mich herein gebrochen ist, ist schon heftig."

Giersdorf erläutert erneut, warum er sich für den Haftbefehl-Spruch entschieden hat: Er wolle junge Leute ansprechen und für die Kommunalpolitik begeistern. Dass ihm der Rapper nun mit rechtlichen Konsequenzen droht, lässt den Franken kalt. Noch habe er nichts von Haftbefehl gehört.

Auf die Frage, ob ihm dieser Shitstorm schaden könnte, sagt Giersdorf: "Ich habe aber nicht nur negatives Feedback, sondern auch positives bekommen. Auch von anderen Parteien. Viele finden, ich habe mich etwas getraut. Und der Erfolg ist doch, dass sich jetzt viele mit Politik beschäftigen."

Und doch scheinen die Reaktionen über Facebook und Twitter ihre Spuren beim jungen Volksvertreter hinterlassen zu haben. "Der Hass, der mir zurzeit entgegenschlägt, den wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht. Schlafen ist momentan echt schwer."

(nbe)
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