Uni: Bei Doktorarbeit bewusst getäuscht Guttenberg hat sich Autorenschaft "angemaßt"

Bayreuth (RPO). Der frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg(CSU) hat nach Überzeugung der Universität Bayreuth bei seiner Doktorarbeit vorsätzlich getäuscht. Zu diesem Ergebnis komme eine Untersuchungskommission der Uni, teilte die Hochschule am Freitag in Bayreuth mit. Eine Vielzahl von Indizien sprächen gegen den CSU-Politiker, der bisher seine Unschuld beteuert und eine absichtliche Täuschung bestritten hat.

Entsetzen über Guttenberg
Infos

Entsetzen über Guttenberg

Infos
Foto: dapd

Mitte Februar hatten Juristen Plagiatsvorwürfe gegen Guttenberg wegen dessen an der Uni Bayreuth vorgelegten Doktorarbeit erhoben. Bald danach erkannte die Uni Guttenberg den Doktortitel ab, am 1. März trat der bis dahin beliebteste deutsche Politiker wegen des anhaltenden politischen Drucks als Verteidigungsminister zurück und gab auch sein Bundestagsmandat auf. Guttenberg wehrte sich aber gegen den Vorwurf, vorsätzlich getäuscht zu haben. In einem Brief an die Kommission Selbstkontrolle in der Wissenschaft der Uni Bayreuth von vergangenem Monat wies er dies laut Medienberichten erneut zurück.

Nach ihren knapp dreimonatigen Prüfungen hält die Kommission diese Darstellung nun für widerlegt. In dem Bericht heißt es laut Universität wörtlich: "Nach eingehender Würdigung der gegen seine Dissertationsschrift erhobenen Vorwürfe stellt die Kommission fest, dass Herr Freiherr zu Guttenberg die Standards guter wissenschaftlicher Praxis evident grob verletzt und hierbei vorsätzlich getäuscht hat." Über die ganze Arbeit verteilt finden sich demnach Stellen, die als Plagiat zu qualifizieren sind.

Als besonders starken Beleg für die vorsätzliche Täuschung sieht die Kommission die von Guttenberg verwendeten Ausarbeitungen des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages. Guttenberg habe sich immer wieder die Autorenschaft dafür "angemaßt". Dies setze bewusstes Vorgehen voraus. Dafür sprächen auch eine Vielzahl von Indizien wie etwa Umformulierungen des Originaltextes, Umstellungen der Syntax, Verwendung von Synonymen oder einzelne Auslassungen.

Die Kommission sprach Guttenbergs Doktorvater und dessen Zweitgutachter von einer Mitverantwortung frei. Allerdings sei die Benotung der Dissertation mit der Bestnote "summa cum lauda" nicht ausführlich genug begründet worden. Der endgültige Bericht der Kommission soll kommenden Mittwoch vollständig im Internet veröffentlicht werden (www.uni-bayreuth.de), Guttenberg habe dies gestattet.

Welche Folgen der Abschlussbericht der Bayreuther Kommission für das in Hof laufende Ermittlungsverfahren gegen Guttenberg hat, steht noch nicht fest. Ein Sprecher der Staatsanwaltschaft konnte dazu am Freitag zunächst keine Auskunft geben. Allerdings hatten die Ermittler bereits vergangenen Monat erklärt, dass der Bericht zwar in das wegen Vorwurfs der Urheberrechtsverletzung eingeleitete Verfahren einfließen werde. Die Plagiatsvorwürfe müssten aber dennoch im Einzelnen geprüft werden. Mit einem Abschluss der Ermittlungen ist erst im Herbst zu rechnen.

Die hochschulpolitische Sprecherin der bayerischen Grünen, Ulrike Grote, erklärte, Guttenbergs Versuche, alles als Missverständnis hinzustellen, würden nun "besonders erbärmlich" erscheinen. "Das zeigt, dass Guttenberg bis zu letzt keinerlei Einsicht oder Schuldbewusstsein entwickelt hat. Das diskreditiert ihn auch künftig für politische Ämter."

(AFP/top)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort