Fotos "What's in my bag" - Fotoprojekt des IRC
Mit nur einer oder zwei Taschen fliehen die Menschen aus ihrer Heimat. Darin befindet sich oft alles, was die Flüchtlinge noch haben. Die Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) hat einige der Betroffenen gebeten, ihre Taschen zu öffnen und zu zeigen, was sie aus der Heimat mitgenommen haben.
Iqbal ist 17 Jahre alt und kommt aus Kunduz in Afghanistan. Als er floh, hatte er lediglich einen Rucksack dabei. Zur Zeit befindet sich der junge Mann auf Lesbos und überlegt, wo er hingehen will. In Deutschland hat er laut IRC einen Freund, in Florida studiert ein Bruder von ihm.
Und das ist der Inhalt aus Iqbals Tasche: eine Hose, ein T-Shirt, ein paar Schuhe und ein paar Socken. Shampoo, Haargel und noch einige andere Kosmetika, ein paar türkische Lira und US-Dollar sowie ein Smartphone und Sim-Karten für Afghanistan, Iran und die Türkei.
Omran ist sechs Jahre alt und kommt aus Damaskus in Syrien. Der Kleine ist mit seiner Familie auf dem Weg nach Deutschland.
Neben Kosmetika, einem T-Shirt und einer Hose sowie Süßigkeiten sind bei ihm auch Bandagen zu finden, weil seine Eltern wussten, dass sie viel durch Wälder laufen würden und sich verletzen könnten.
Aboessa ist 20 Jahre alt. Sie ist Mutter und kommt ebenfalls aus Damaskus in Syrien. Aboessa entschloss sich, mit ihrem Mann und ihrer zehn Monate alten Tochter zu fliehen. Mit einem Schlauchboot flohen sie von der Türkei aus nach Europa. Sie möchte ihr Gesicht nicht zeigen.
In ihrer Handtasche finden sich Sachen für ihre kleine Tochter, daneben Medikamente und Kosmetika sowie ein Ladegerät. "Alles ist für meine Tochter, um sie vor Krankheiten zu bewahren", sagt sie.
Er will anonym bleiben, der 34-jährige Apotheker aus Syrien. Sein Vater hatte ihm von seinen schönen Erinnerungen an Deutschland berichtet. Und so floh auch der 34-Jährige – mit Hilfe eines Schmugglers – als der Krieg in Syrien ausbrach. Als er in ein Schlauchboot nach Europa stieg, hatte er nur diese Umhängetasche dabei.
Darin zu finden sind Geld, ein Handy (nass und unbrauchbar), ein Ladegerät und Kopfhörer sowie eine Speicherkarte. Das Schlauchboot war übrigens gekentert, der Apotheker verbrachte 45 Minuten im Wasser, bevor er gerettet wurde.
Auch diese Familie hat für IRC ihre Tasche geöffnet. Sie stammt aus Aleppo in Syrien. Gestartet waren sie mit zwei Taschen pro Person. Doch auch ihr Boot auf dem Weg von der Türkei nach Griechenland sank, und sie versuchten, wenigstens ein wenig zu retten.
Es sind vor allem Dinge für die Kinder und persönliche Dokumente, die ihnen geblieben sind.
Nour ist ein 20-jähriger Künstler aus Syrien. In seiner Heimat spielte er Gitarre und malte. Als die Bombenangriffe immer näher kamen , packte auch er seine Tasche – mit den Dingen, die ihm am wertvollsten erschienen.
Dazu gehörten neben persönlichen Dokumenten ein Telefon mit syrischer Sim-Karte, eine Uhr, ein Rosenkranz und auch eine kleine syrische Flagge.
Hassan ist 25 Jahre alt und kommt ebenfalls aus Syrien. Ihm geblieben ist nur das, was auf dem Foto auf der Wäscheleine hängend zu sehen ist.
"Das ist alles, was ich habe. Sie haben uns gesagt, wir dürfen nur zwei Dinge mitnehmen, ein extra T-Shirt und eine Hose", sagte Hassan dem IRC.