Besser für die Kinder? Grünen-Chef will Schulbeginn um neun Uhr

Ab Mittwoch müssen Schüler wieder früh aufstehen. Dabei widerspricht dies ihrem Bio-Rhythmus. Grünen-Chef Cem Özdemir ist für einen späteren Schulstart. Die Kinder seien dann fitter und besser konzentriert. Auch viele Lehrer wären dafür.

Schulen in NRW - Fakten im Überblick
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Foto: dpa, Julian Stratenschulte

Mit dem Ende der Sommerferien am Mittwoch müssen sich die Schüler in NRW wieder auf einen frühen Start in den Tag einrichten. In den meisten Schulen beginnt der Unterricht um acht Uhr. Viele Experten halten das für zu früh. "Legt man allein den Biorhythmus der Kinder als Maßstab an, wäre neun Uhr der beste Unterrichtsbeginn", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Ulrich Thöne.

Auch Grünen-Chef und Bildungsexperte Cem Özdemir plädierte für einen späteren Schulstart: "Ich persönlich kann einem späteren Schulbeginn einiges abgewinnen." Er verwies auf wissenschaftliche Untersuchungen, wonach "Schülerinnen und Schüler bei einem späteren Schulbeginn wie 8.30 oder neun Uhr konzentrierter und besser bei der Sache sind". Der Regensburger Schlafforscher Jürgen Zulley erklärte, dass die Leistungsfähigkeit von Schulkindern um acht Uhr morgens so hoch sei wie um Mitternacht, "also im Keller". Auch er hält einen späteren Unterrichtsbeginn für richtig.

Der Wunsch nach einem Schulstart erst um neun Uhr findet auch in der Lehrerschaft Resonanz. "Ich kenne viele Lehrer, die später beginnen wollen", sagte der Chef des Philologen-Verbandes, Heinz-Peter Meidinger. Der Gymnasial-Direktor sorgt sich vor allem um Schüler mit weiten Anfahrtswegen. "Ich finde es grenzwertig, wenn ein Jugendlicher um sechs Uhr aufstehen muss, damit er um acht Uhr in der Schule sein kann." Für Schüler auf dem Land müssten Erleichterungen geschaffen werden.

Ein späterer Start in den Schultag ist aus Sicht Meidingers allerdings nur in Schulen möglich, die im Ganztagsbetrieb laufen und ein Mittagessen anbieten. Organisatorische Schwierigkeiten bei Unterrichtsbeginn um neun Uhr sieht auch GEW-Chef Thöne: "Was machen die Eltern, die zu diesem Zeitpunkt längst am Arbeitsplatz sein müssen?" Um das Problem zu lösen, plädiert Thöne für ein flexibles Betreuungsangebot ab sechs Uhr.

Grünen-Chef Özdemir sagte, man dürfe einen früheren Schulstart nicht "von oben" verordnen. Vielmehr sollten die Schulen ihre Freiheiten bei den Anfangszeiten nutzen. "Wenn es Beispiele von Schulen gibt, die erst um 8.30 oder neun Uhr anfangen, dann kann man sich ja mal anschauen, ob das dort gut läuft." Özdemir sprach gar von einem "kulturellen Wandel", wenn es gelinge, die Acht-Uhr-Grenze für den Schulstart nach hinten zu verlegen: "Für etliche Generationen einschließlich meiner eigenen war ein früher Schulbeginn quasi sakrosankt."

(qua)
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