München Rotes Kreuz hilft Flüchtlingen bei Suche nach Angehörigen

München · 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg stellt die große Zahl an Flüchtlingen den Suchdienst des Roten Kreuzes vor neue Herausforderungen. "Die Zahl der Suchanfragen ist deutlich gestiegen", sagt eine Sprecherin des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK).

Allein in diesem Jahr bearbeitete der Suchdienst in München mehr als 1000 internationale Suchmeldungen, darunter waren zahlreiche Flüchtlinge, die ihre Familien aus den Augen verloren haben. Betroffen waren 3000 Menschen, davon 750 Minderjährige. "Das sind bis Mitte August dieses Jahres schon so viele Suchanfragen wie sonst in einem ganzen Jahr", sagte die BRK-Sprecherin.

Vor 70 Jahren wurde der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) gegründet. Im Vordergrund stand damals die Suche nach vermissten Wehrmachtsoldaten und die Zusammenführung von Familienmitgliedern, die sich in den Kriegs- und Nachkriegswirren verloren hatten. Auch heute würden wieder Familien auseinandergerissen, sagte die stellvertretende BRK-Vorsitzende Brigitte Meyer. "Die aktuelle Situation zeigt, dass wir das in einem großen Ausmaß wieder erleben." Deutschland rechnet 2015 mit bis zu 800 000 Asylanträgen - so viel wie nie zuvor in einem Jahr.

Das Bayerische Rote Kreuz ist für den Standort München des DRK-Suchdienstes zuständig. Dort werden Suchanfragen zu Verschollenen des Zweiten Weltkriegs und zu Vermissten aufgrund bewaffneter Konflikte und Katastrophen weltweit bearbeitet. Daneben gibt es noch einen Standort in Hamburg, der sich um Suchwünsche von und nach Aussiedlern und Spätaussiedlern kümmert.

Das BRK verwies auf ein Projekt mit dem Namen "Trace the Face" ("Das Gesicht aufspüren"). Es richtet sich vor allem an Flüchtlinge, die Angehörige oder Freunde aus den Augen verloren haben. Menschen, die Familienmitglieder irgendwo in einem europäischen Land vermuten, können über das Rote Kreuz ein Foto von sich als Suchendem auf einer Webseite veröffentlichen.

(dpa)
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