Fortuna Düsseldorf Ein Buch zu Janes' Ehrentag

Der gebürtige Flingerner Michael Bolten hat passend zum 100. Geburtstag von Paul Janes am 11. März 2012 ein durchaus kritisches Werk veröffentlicht. Dennoch findet Bolten Janes "einfach cool".

Paul Janes war der erste große Fußballer Fortunas. Der Außenläufer und Verteidiger, nach dem der Klub sein Stadion am Flinger Broich benannt hat, trug 71 Mal das Trikot der Nationalmannschaft und war fast drei Jahrzehnte lang Rekordnationalspieler, bis Uwe Seeler vom HSV 1970 seine Bestmarke übertraf. Am Sonntag vor 100 Jahren wurde Janes in Küppersteg, heute Stadtteil von Leverkusen, geboren. Er starb am 12. Juni 1987 in Düsseldorf.

Eine Spezialität des technisch exzellenten Defensivakteurs war der harte Spannstoß. In der Nationalelf erzielte er sieben Tore - vier mit Freistößen, drei mit Elfmetern. Mit dem Aachener Reinhold Münzenberg bildete er ein überragendes Verteidigergespann. Der frühere Bundestrainer Sepp Herberger nannte Janes eine Ausnahmeerscheinung. Janes, der als "großer Schweiger" galt, nahm an zwei Weltmeisterschaften teil. 1934 wurde er mit dem deutschen Team in Italien Dritter, vier Jahre später in Frankreich verlor die Mannschaft im Achtelfinale gegen die Schweiz (1:1 und 2:4).

Der Zweite Weltkrieg brachte ihn um weitere Einsätze, weil es von 1943 bis zum Herbst 1950 keine Länderspiele mit deutscher Beteiligung gab. Er wäre sonst womöglich 100 Mal oder mehr in die Elf berufen worden. Mit Fortuna gewann Janes 1933 die deutsche Meisterschaft durch einen 3:0-Endspielsieg gegen Schalke 04 in Köln. 1972 wurde er Ehrenmitglied. Janes lebte in Monheim und zuletzt in Benrath.

Mit seinem jetzt erschienenen Buch "Paul Janes und die Fliege am Torpfosten - eine deutsche Fußballer-Biografie", bietet Michael Bolten einen tieferen Einblick in Janes? Leben, gekoppelt mit den politischen Hintergründen des Nationalsozialismus sowie dessen Einfluss auf den Fußball.

Sein Werk stellte der gebürtige Flingerner in einer Lesung vor. Angetrieben von der Frage, ob der Name einer einzelnen Person für ein gesamtes Stadion gerechtfertigt sei, intensivierte er seine Bemühungen über vier Jahre. "Manchmal hat einem das Lesen der Artikel wehgetan", sagt der Autor. Dennoch sei es "erstaunlich, wie viel man über Menschen herausfinden kann, die man selbst nie gesehen hat". Entsprechend kommt Bolten zu dem Fazit, dass ein Lukas Podolski heutzutage weitaus mehr Worte äußere als Düsseldorfs "große Schweiger", der sich meist auf ein "Ja" oder "Nein" beschränkte.

An schöne gemeinsame Zeiten erinnerte sich Fortuna-Legende Matthias Mauritz, der als Ehrengast die Lesung besuchte. Mit seinen persönlichen Erzählungen ließ er das Idol auf besondere Weise aufleben. "Janes konnte zwei Stunden aus dem Fenster gucken, ohne sich etwas dabei zu denken. Doch er war ein unheimlich toller Kamerad. Ich bin stolz, dass das Stadion seinen Namen trägt", erklärte Mauritz.

Und obwohl Bolten seinen Hauptcharakter "einfach cool" nennt, bleibt seine Haltung sehr kritisch. Janes habe das Leben eines Jungen aus einfachen Verhältnissen geführt, der den einzigen Ausweg aus der Arbeitslosigkeit im Fußball gefunden habe. Sein Heldenstatus entschleiert sich in der Figur eines einfach gestrickten Mitläufers. Ganz egal welcher Meinung man sich anschließt: Eindruck hinterlassen hat Paul Janes definitiv.

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