Mettmann Energie vom Holzfeld

Düsseldorf · Biomassemanager Dirk Valentin wirbt für den landwirtschaftlichen Anbau von Holz. Schon nach zwei bis vier Jahren liefern Kurzumtriebsplantagen Brennstoff, der als Holzhackschnitzel Erdöl und -gas ersetzt.

Schnell wachsende Bäume und Sträucher können in der bergischen Region einen deutlichen Anteil an der Energieversorgung übernehmen. Dies machte der Bioenergiemanager des Kreises Mettmann, Dirk Valentin, vor Fachleuten des Kreises sowie der Städte Solingen, Remscheid und Wuppertal deutlich. Für Landwirte der Region, so Valentin, eröffne sich hier ein neues Feld der landwirtschaftlichen Produktion.

In Wuppertal besichtigten die Teilnehmer eine sogenannte "Kurzumtriebsplantage" des Landwirtes Hans-Hermann Rohleder, die im Herbst vergangenen Jahres angelegt wurde. Eine solche Plantage baut schnell wachsende Gehölze an mit dem Ziel, in möglichst kurzer Zeit Holz als nachwachsenden Rohstoff zu produzieren und für die Energieerzeugung einzusetzen.

Nach dem Biomasseaktionsplan 2020 der nordrhein-westfälischen Landesregierung sollen solche Kurzumtriebsplantagen zu einer nachhaltigen und regenerativen Energieversorgung beitragen. Im Bergischen Städtedreieck und im Kreis Mettmann wurde Anfang 2010 das Projekt "Regionales Bioenergiemanagement" ins Leben gerufen. Valentin soll die Beteiligten zusammenbringen und die dezentrale Nutzung von Biomasse ausbauen.

Wertschöpfung in der Region

Die Nutzung nachwachsender Rohstoffe hat nach dem Gau in Japan eine unverhoffte Aktualität gewonnen, sagte Valentin. Holz hat als regionaler Rohstoff auch eine besondere wirtschaftliche Bedeutung: Die Wertschöpfung findet in der Region statt, Kapital fließt nicht in die Erdöl und Erdgas fördernden Länder ab.

Der Leiter des Mettmanner Umweltamtes, Reinhard Engmann, nannte den Anteil der erneuerbaren Energien von derzeit elf Prozent "ausbaubar". An diesen Energien hat die Biomasse einen Anteil von knapp acht Prozent. In ganz NRW gibt es derzeit 360 Hektar Kurzumtriebsplantagen, davon vier im Kreis Mettmann.

Diese Anbaufläche soll nach den Plänen der Landesregierung auf 10 000 Hektar erweitert werden. Die Bedeutung der Plantagen machte Engmann mit einem Vergleich deutlich: Ein Hektar ersetze 10 000 Liter Heizöl. Damit seien Kurzumtriebsplantagen auch ein Beitrag zum Klimaschutz und hätten ihre Berechtigung neben Wind- und Sonnenenergie.

Holzplantagen müssen nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen. Sie können auf bislang brachen Flächen angelegt werden, die noch nicht landwirtschaftlich genutzt werden. Allerdings können auch Flächen genutzt werden, auf denen sonst Mais oder Getreide wachsen — gegebenenfalls auch im Wechsel.

Bis zum Jahr 2020, so Valentin, fehlen in Deutschland 30 Millionen Festmeter Holz unter anderem zur Produktion von Hackschnitzeln, deren Preis anzieht. Neue Plantagen dienten der Versorgungssicherheit. Angebaut werden vorzugsweise Weiden, Pappeln und Robinien, die bereits nach zwei bis vier Jahren geerntet werden können.

Dr. Martin Hofmann von Hessen-Rohstoff (HeRo) erläuterte, dass aus einem Hektar Pappeln pro Jahr 12 Tonnen trockene Hackschnitzel erzeugt werden können. Mit dieser Menge könne ein Einfamilienhaus mit 100 Quadratmetern Wohnfläche bis zu drei Jahre lang beheizt werden. Damit werden 6000 Liter Heizöl ersetzt.

(RP)
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