Erkrath Mit Kunst gegen Demenz

Erkrath · Die Bewohner des evangelischen Altenheims Haus Bavier und des Hauses Bodelschwingh in Erkrath kämpfen mit leidenschaftlichem Malen und Basteln gegen das Vergessen. Der Förderverein sucht noch Geldgeber für das Projekt.

 Karl-Heinz Nieder arbeitet im Haus Bavier zusammen mit Gisela Witte (l.) und Ursula Schützler mit Farben und einer Kugel.

Karl-Heinz Nieder arbeitet im Haus Bavier zusammen mit Gisela Witte (l.) und Ursula Schützler mit Farben und einer Kugel.

Foto: Janicki, Dietrich

Anregen soll die Kreativtherapie, für die an Demenz erkrankten Bewohner des evangelischen Altenheims Haus Bavier und Haus Bodelschwingh in Erkrath. Das regelmäßig jeden Montag stattfindende Kunst-Angebot "Unterm Dach" in Haus Bodelschwingh ermöglich Karl-Heinz Nieder, genannt Kalli. Er ist nicht nur Pfleger im Haus Bavier. Nieder ist auch Kreativtherapeut.

Die Ausbildung finanzierte sein Arbeitgeber, das evangelische Altenheim. Drei Jahre dauerte das Studium. Einmal im Monat war ein ganzes Wochenende verplant, an dem 16 Stunden lang gearbeitet, gelernt und experimentiert wurde. Die Prüfung zum Kreativtherapeuten war der Abschluss. Viel gelernt hat Kalli Nieder, auch für sich selbst. Jetzt kann er sein Wissen, aber auch seine künstlerische Leidenschaft für die Bewohner des Altenheims umsetzen und weitergeben. Die zeitliche Freistellung von seiner Pflegetätigkeit muss finanziert werden.

Hier springt der Freundeskreis des Altenheims Haus Bavier und Haus Bodelschwingh ein. 10 000 Euro hat der Förderverein dieses Jahr für das Kreativ-Angebot von Karl-Heinz Nieder bereitgestellt. Danach muss neu entschieden werden, wer diese wertvolle Arbeit finanziert.

Nieder hat immer wieder neue Ideen für die Heim-Bewohner. In seiner kleinen Wohnung in Wuppertal färbt er Sand mit Textilfarben und Wasser. Das Trocknen dauert dann schon mal eine Woche. Unterm Dach im Haus Bodelschwingh entstehen dann Sandbilder, die entweder aufgehängt werden oder als laminierte Tischsets den stolzen Künstlern zur Verfügung gestellt werden.

Gisela Witte und Ursula Schützler sind begeisterte Kreative. Auf einem ausgedienten weißen Bettlaken wird mutig Acryl-Farbe verteilt. Das Bettlaken wird an vier Enden hochgehoben. Nieder übernimmt die Aufgabe von Gisela Wittes untätigem Arm. Eine Chigong-Kugel wird hin und her bugsiert, verteilt so die Farbe und schon entsteht eine eindrucksvolle Farbkomposition aus Linien und Klecksen.

"Das Ergebnis hätte auch Max Ernst imponiert", sagt Nieder. Natürlich wird die Kreativtherapie auf die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Bewohner ausgerichtet. Manchmal geht wenig oder gar nichts. Dann greift Nieder zur Gitarre. "Im CVJM in Wuppertal-Ronsdorf habe ich als Jugendlicher das Gitarrespielen gelernt", sagt Nieder. Die Heimbewohner fühlen sich wohl, wenn Nieder spielt.

Am Montag, 16. Juli, ab 10 Uhr findet im Marmorsaal (Erdgeschoss) des evangelischen Altenheims ein öffentlicher Bastelvormittag statt. Dann sollen Heimbewohner und Interessierte von außerhalb gemeinsam malen und werkeln dürfen. Nieder steht dann natürlich wieder künstlerisch beratend zur Verfügung.

(gund)
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