Vielseitigkeits-Meisterschaften abgebrochen Reiterin stirbt nach Sturz

Schenefeld (RPO). Die deutschen Meisterschaften der Vielseitigkeits-Reiter in Schenefeld bei Hamburg sind von einem Todesfall überschattet worden. Die Reiterin Tina Richter-Vietor (32) aus Ganderkesee, die mit ihrem Pferd "Paulchen Panther" im Gelände unterwegs war, verunglückte und starb wenig später.

Sie stürzte bei einer Zwei-Sterne-Prüfung des Rahmenprogramms so schwer, dass sie trotz Reanimierungsmaßnahmen vor Ort nicht mehr gerettet werden konnte.

Die deutschen Meisterschaften wurden daraufhin auf Wunsch der anderen Reiter abgebrochen. Damit rückt die Sportart wieder in den Fokus der Kritik, zumal bereits am vergangenen Wochenende die Reiterin Anke Wolf ebenfalls bei einer Vielseitigkeits-Prüfung in Neu-Wulmstorf tödlich verunglückt war.

"Wir sind alle bestürzt und fassungslos. Ein schrecklicher Unfall", sagte Bundestrainer Hans Melzer. Eine Erklärung hatte der Trainer unmittelbar nach dem Geschehen auch nicht. Die Reiterin war mit ihrem neun Jahre alten Wallach am zweiten Hindernis hängen geblieben, wurde aus dem Sattel katapultiert und stürzte anschließend unglücklich auf die andere Seite des Hindernisses. Die Reiterin wurde umgehend notärztlich versorgt, verstarb aber noch an der Unfallstelle.

Der Unfall überraschte umso mehr, da Tina Richter-Vietor als erfahrene Reiterin galt, die mehrere Erfolge erringen konnte. Die 32-Jährige war amtierende deutsche Mannschaftsmeisterin und auch zweimal Dritte bei den Europameisterschaften der Jungen Reiter. Das zweite Hindernis im Gelände war ein realtiv niedriges und galt deshalb als nicht sonderlich gefährlich.

Die olympische Reitsportart muss sich nach den beiden Unglücksfällen jetzt wieder auf neue Debatten einstellen, nachdem der Sport in den vergangenen Monaten auch zum Teil durch entschärfte Geländeritte etwas zur Ruhe gekommen war. "Die Entwicklung unserer Sportart war zuletzt positiv. Zum Glück gab es keine schweren Unfälle. Die vielen schönen Bilder im Fernsehen haben zu der positiven Wahrnehmung beigetragen", sagte Melzer. Erst beim weltgrößten Pferdesportfest, dem CHIO in Aachen, hatte die Vielseitigkeit Anfang Juli eine gelungene Premiere gefeiert.

Die deutschen Meisterschaften in Schenefeld, die gleichzeitig auch eine Weltcup-Qualifikation darstellten und deshalb auch viele erstklassige ausländische Starter hatte, war im Reiterlager mit großer Spannung erwartet worden. Bundestrainer Melzer wollte im Anschluss die Starter für den Saisonhöhepunkt, den Europameisterschaften Mitte September im italienischen Pratoni del Vivaro, bekanntgeben.

Vor dem Geländeritt hatte Team-Weltmeisterin Bettina Hoy in Front gelegen. Die im englischen Gatcombe lebende Ex-Europameisterin hatte sich in der Dressur mit ihrem Top-Pferd Ringwood Cockatoo nur 31,20 Minuspunkte erlaubt. Den zweiten Platz nach der Dressur belegte Simone Deitermann (Saerbeck) auf ihrem braunen Wallach Flambeau mit 33,90 Punkten. Dritte war die Belgierin Karin Donckers mit Gazelle de la Brasserie (34,60).

(sid)
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