Borussia Jörg Stiel und die Integration

Borussias Kader ist international. Um erfolgreich zu sein, müssen sich die Spieler verstehen – und wohl fühlen. Gladbachs früherer Torwart kümmert sich künftig vor allem um Juan Arango und Raùl Bobadilla.

Borussia trainiert in Saalfelden
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Borussias Kader ist international. Um erfolgreich zu sein, müssen sich die Spieler verstehen — und wohl fühlen. Gladbachs früherer Torwart kümmert sich künftig vor allem um Juan Arango und Raùl Bobadilla.

Max Eberl nennt es das "Projekt Integration". Es geht darum, den Fußballern aus der Fremde ein gutes Gefühl zu geben in der neuen Heimat, die Mönchengladbach und Borussia heißt. "Wenn sich ein Spieler nicht wohl fühlt, ist es schwierig", weiß Eberl. Zumal, wenn man wie Juan Arango, der Venezolaner, nur Spanisch spricht. Darum hat Eberl überlegt, "wie wir die Spieler rundum so betreuen können, dass sie ihre bestmögliche Leistungen bringen können".

Das Ergebnis: Jörg Stiel, von 2001 bis 2004 die Nummer 1 im Borussen-Tor. Der Schweizer wird sich sozusagen als sozialintegrativer Dolmetscher gerade um Arango, den neuen Mittelfeldspieler, und Raùl Bobadilla, den Stürmer aus Argentinien, kümmern.

"Es war eine spontane Geschichte, und ich freue mich, wieder für Borussia zu arbeiten", sagte Stiel gestern bei seiner Vorstellung im Gladbacher Trainingslager in Österreich. Der 41-Jährige spricht Deutsch, Italienisch, Spanisch, Englisch und Französisch. Und hat durch seine Zeit als Profi in Mexiko ein Gespür für die südamerikanische Mentalität. Er wird vor den Ligaspielen kommen, bei den Teamsitzungen und auch bei der Nachbereitung der Partien dabei sein, um "die Gedanken des Trainers eins zu eins zu vermitteln".

"Jörg ist 100 Prozent loyal"

Stiel wird also Einblicke haben in die Intimbereiche des Mannschaftsgefüges. "Darum brauchten wir jemanden, der 100 Prozent loyal ist. Und das ist Jörg", sagte Eberl. Stiels Job ergänzt die beiden anderen Säulen des Integrationsprojekts: Eberls Assistentin Annette Wolter ist Ansprechpartnerin für die Familien der Spieler in den Fragen des Alltags; auch sie spricht spanisch. Zudem bekommen jene Spieler, die noch nicht Deutsch sprechen, zweimal pro Woche Unterricht.

Elf Nationen sind im Kader vertreten und viele Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Niederländisch, Spanisch. "Es ist wichtig, dass wir uns verstehen", sagt Trainer Frontzeck. Goethe und Schiller müssten die Männer in den kurzen Hosen nicht zitieren können, wohl aber die nötigen Sprachkenntnisse haben für den täglichen Umgang — auf dem Platz und im Leben.

Dass viele Spieler ebenfalls mehrsprachig sind, erleichtert das Verständnis. Doch Deutsch sollten sie möglichst bald alle können. Darum beginnen nach der Rückkehr aus Österreich die Sprachkurse, die "verpflichtend sind", so Eberl. Wie wichtig gelungene Integration ist, zeigt die Vergangenheit. Federico Insua, der Argentinier, kam sportlich und sozial nie wirklich an in Gladbach — er ging nach nur einer Saison.

So etwas soll nicht mehr passieren. Darum Jörg Stiel und das Integrations-Gesamtpaket. "Ich bin ja nicht nur zum Übersetzen da. Die Jungs können mich immer anrufen, oder wir gehen auch mal zusammen essen", beschreibt Stiel seinen neuen Job. "Es geht ja nicht nur um den Fußballer, sondern auch den Menschen."

(RP)
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