Borussia Mönchengladbach Zehner Hazard muss lernen, eine Neuneinhalb zu sein

Mönchengladbach · Der Belgier Thorgan Hazard stand in Leverkusen erstmals anstelle Raffaels in der Startelf. Die Bilanz war gut, doch ganz zufrieden war der junge Borusse nicht.

 Tor aufgelegt: Roel Brouwers bedankt sich bei Thorgan Hazard.

Tor aufgelegt: Roel Brouwers bedankt sich bei Thorgan Hazard.

Foto: Wiechmann

Lucien Favre hatte sich etwas ausgedacht für Borussias Spiel in Leverkusen (1:1). Für Raffael war es eine Premiere. Zuvor gehörte er bei allen 48 Bundesligaspielen, die Borussia absolvierte, seit Raffael da ist, zur Startelf. Nun saß der Brasilianer erstmals auf der Bank. Thorgan Hazard begann auf seiner Position. Das wiederum war für den Belgier ein Novum. Bislang durfte er nur minutenweise zentral stürmen, war er von Beginn an dabei, spielte er stets auf dem Flügel.

Raffael war schon in Zürich und Berlin Favres Prototyp als stürmender Spielmacher, nun hat er in Hazard eine Alternative. "Thorgan ist sicherlich ein anderer Typ als Raffael", sagte Sportdirektor Max Eberl.

Den Job in der offensiven Zentrale kennt Hazard. Vergangene Saison spielte er bei Zulte Waregem dort und wurde zum besten Spieler der belgischen Liga gewählt. "Es ist meine Lieblingsposition", sagte Hazard, und er freute sich, dass ihm Favre die Gelegenheit gab, sich da zu zeigen. "Allerdings ist es bei Borussia ganz anders als in Waregem. Dort habe ich hinter der einen Spitze gespielt, hier gibt es zwei Stürmer, der eine geht in die Tiefe, der andere spielt weiter hinten", sagte Hazard. Bei den Belgiern war er im 4-3-3-System ein klassischer Zehner, ein offensiver Mittelfeldspieler also, und er bekam von Dury alle kreativen Freiheiten. In Lucien Favres 4-4-2 indes spielte er eine Neuneinhalb, die hängende Spitze. Der Aufgaben-Katalog einer Neuneinhalb im Favre-System ist umfangreicher. Es sollen nicht nur Ideen und Torgefahr produziert werden, es muss auch viel rochiert und nach hinten gearbeitet werden. "Man ist sehr viel unterwegs", sagte Hazard. 12,32 Kilometer absolvierte er in Leverkusen, nur André Hahn rannte mehr.

Hazards statistische Bilanz seines Neuneinhalb-Debüts ist auch jenseits der Laufleistung ordentlich: Er hatte 53 Ballkontakte, 62 Prozent seiner Pässe kamen an, vor allem aber bereitete er das 1:1 durch Roel Brouwers mit seinem Eckball vor - und sorgte damit für eine weitere Premiere. Denn im 66. Versuch war es der erste Treffer nach einer Ecke in dieser Saison. "Die guten Standards gehören zu seinen Qualitäten", sagte Eberl.

Hazard war auch aus dem Spiel heraus kreativ. "Er hat nach vorn immer wieder Akzente gesetzt", lobte Patrick Herrmann den Kollegen. Ihm selbst spielte Hazard den Ball in der 59. Minute perfekt in den Lauf, doch Spahic verhinderte, dass Herrmann allein auf das Bayer-Tor zulaufen konnte. Auch die zweite Großchance von Roel Brouwers, bei der der Niederländer den Ball aus wenigen Metern mit der Fußspitze über das Tor schaufelte, gab es nach einer Hazard-Ecke. Somit war der 21-Jährige an den gefährlichsten Aktionen seines Teams beteiligt. Er war sehr agil und aktiv. Allein seine Zweikampfquote war nicht gut. Nur 17,2 Prozent der Eins-gegen-Eins-Situationen entschied er gegen die routinierten Leverkusener für sich. "Thorgan ist 21, er muss natürlich noch dazu lernen, aber er wehrt sich gut", sagte Sportdirektor Max Eberl.

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Ganz zufrieden war Hazard nicht. "Es war nicht mein bestes Spiel. Ich brauche noch etwas Zeit, um mich an diese Position noch gewöhnen", sagte Hazard. Der Zehner muss lernen, eine Neuneinhalb zu sein. Nach 89 Minuten signalisierte Hazard seinem Trainer: "Ich kann nicht mehr." Raffael kam für ihn - und hat damit noch kein Ligaspiel als Borusse verpasst.

(RP)
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