Fifa-Präsidentschaft Blatters mögliche Nachfolger
Am 26. Februar 2016 wird der Nachfolger des derzeit suspendierten Fifa-Präsidenten Joseph S. Blatter gewählt. Der gesperrte Uefa-Boss Michel Platini hat seine Kandidatur zurückgezogen. Wir stellen die zugelassenen Kandidaten vor.
Gianni Infantino (Schweiz)
Europas Plan B. Der amtierende Uefa-Generalsekretär warf seinen Hut etwas überraschend, aber nach "einstimmigen Entschluss" des Uefa-Exkos in den Ring. "Wir glauben, dass Gianni Infantino alle Kriterien erfüllt, um die Herausforderungen zu meistern und die Organisation auf einen guten Weg zu mehr Integrität und Glaubwürdigkeit zu führen", hieß es in einer Uefa-Mitteilung.
Prinz Ali bin al Hussein (Jordanien)Im internationalen Sport gilt der in Amman geborene Adlige, der in den USA und Großbritannien studierte, als bestens vernetzt. Er wäre ein "großartiger Präsident", hatte ausgerechnet Michel Platini vor der Wahl Ende Mai dieses Jahres erklärt. Der Prinz selbst sagte im September, dass er der einzige Kandidat sei, welcher "der Korruption im Weltfußball mit Mut entgegentritt." Aber: Prinz Ali dürfte im Februar nicht annähernd genug Stimmen zusammenbekommen, er hat nicht einmal in seinem asiatischen Kontinentalverband eine verlässliche Mehrheit hinter sich und gilt außerdem als zu farblos.
Jerome Champagne (Frankreich)
Wollte schon einmal Präsident werden, bekam vor der letzten Wahl aber nicht genug Unterstützer zusammen. Champagne punktete als Einziger mit einem Wahlprogramm, fordert mehr Transparenz und Entwicklung, hofft unter seiner Führung auf eine "starke, demokratische, respektierte und proaktive Fifa". Das klingt gut, realistische Chancen auf den Fifa-Thron dürfte er aber nicht haben, weil: Champagne arbeitete bereits von 1999 bis 2010 in verschiedenen beratenden Funktionen für die Fifa, war ein enger Vertrauter des skandalumwitterten Blatter.
Tokyo Sexwale (Südafrika)
Wurde bereits von Franz Beckenbauer als Kandidat gepriesen, allerdings sind die Worte des Kaisers ja im Moment nicht viel wert. "Er hat zwar eine andere, eine politische Vergangenheit, aber er kennt sich im Sport aus. Er hat den Geruch der Neutralität, und deswegen glaube ich, dass er eine gute Lösung wäre", sagte Beckenbauer. Sexwale, bürgerlich mit Vornamen Mosima Gabriel, war im damaligen Apartheidstaat Südafrika 13 Jahre lang zusammen mit Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela auf Robben Island inhaftiert. Derzeit leitet er eine FIFA-Beobachtungskommission für Israel und Palästina.
Scheich Salman bin Ebrahim al-Khalifa (Bahrain)
Der Präsident der asiatischen Fußball-Konföderation AFC ist unter Menschenrechtlern hoch umstritten. "Seit den friedlichen Anti-Regierungsprotesten von 2011, auf die die Behörden mit brutaler und tödlicher Gewalt reagiert haben, überwacht die al-Khalifa-Familie eine Kampagne von Folter und massenhaften Inhaftierungen, die Bahrains Demokratie-Bewerbung dezimiert hat", sagte Nicolas McGeehan von Human Rights Watch. Sollte Platini nach seiner Sperre wegen einer von Blatter erhalten Millionen-Zahlung nicht zur Wahl antreten können, wäre eine europäische Unterstützung von al-Khalifa möglich.