Fußball Zehn Fußball-Trainer, die handgreiflich wurden
Mexikos Miguel Herrera hat stets polarisiert: Ausgelassen feierte er an der Seitenlinie jedes Tor der mexikanischen Nationalmannschaft, doch auch die Ausraster des stämmigen Coachs sind berüchtigt. Eine Auseinandersetzung mit einem Reporter hat ihn jetzt den Job gekostet. Wir zeigen Ihnen zehn Fußball-Trainer, die handgreiflich wurden.
Miguel Herrera (Mexiko): "El Piojo", der Laus, war eine selbige über die Leber gelaufen. Nach seiner Rückkehr vom Gold-Cup-Triumph am Montag traf Mexikos Nationalcoach auf den Journalisten Christian Martinoli. Augenzeugenberichten zufolge ging Herrera alsbald in den Nahkampf über. Für den einschlägig vorbelasteten Trainer war es die letzte Amtshandlung: Mexikos Verband feuerte ihn umgehend.
Norbert Meier (MSV Duisburg): Das Scharmützel zwischen dem Trainer des MSV Dusiburg und dem Kölner Mittelfeldspieler Albert Streit 2005 gehört zum Kuriositäten-Kanon der Bundesliga. Meier und Streit gerieten an der Seitenlinie aneinander, der Trainer verpasste dem Profi einen Kopfstoß, beide sanken filmreif zu Boden. Streit sah Rot, die TV-Bilder entlarvten aber den wahren Schuldigen. Einen Oscar gab es für keinen von beiden, für Meier dafür die Entlassung und drei Monate Sperre.
Falko Götz (Holstein Kiel): Das Landgericht Kiel musste klären, was am 8. August 2009 in der Kabine der Störche geschehen war. Götz, Trainer des damaligen Regionalligisten, soll seinen Spieler Marco Stier nach der Niederlage bei Eintracht Braunschweig geohrfeigt haben, einen Monat später wurde der Coach fristlos entlassen. Im Streit um die Abfindung stellte das Gericht fest, Stier "hatte keine Verletzung, er war nicht krank, nicht beim Arzt, er trainierte am nächsten Tag und beschwerte sich nicht". Ein Schlagen mit dem Handballen gegen die Stirn dürfe nicht "wie eine Ohrfeige gewertet werden", sondern auch "als Geste des Nachdruckverleihens." Beide Parteien einigten sich auf einen Vergleich.
Jose Mourinho (Real Madrid/FC Chelsea): "The Special One" kann mitunter sehr gewöhnlich werden - und schreckt dann auch vor hässlichen Kampftechniken nicht zurück. So geschehen nach der 2:3-Pleite mit Real Madrid im spanischen Supercup-Finale 2011 gegen den FC Barcelona. Erst versuchte Mourinho, dem mittlerweile verstorbenen Barca-Assistenzcoach Tito Vilanova am Ohr zu ziehen, danach bohrte er ihm den Finger ins Auge. Drei Jahre später geriet Mourinho als Chelsea-Coach mit Arsenals Teammanager Arsene Wenger aneinander. Ein verbaler Gedankenaustausch an der Seitenlinie eskalierte zu einer zünftigen Schubserei in Pausenhof-Manier.
Nigel Pearson (Leicester City): Der Abstiegskampf in Englands Premier League schlug Pearson deutlich aufs Gemüt. Als Tabellenletzter ging Leicester am 7. Februar 2015 ins Heimspiel gegen Crystal Palace, Pearsons Team verlor 0:1 und dieser restlos die Nerven: Nachdem Palace-Profi James McArthur den Coach bei einem Tackling an der Seitenlinie erwischt hatte, würgte der Übungsleiter den am Boden liegenden McArthur. Pearson kam knapp um seine Entlassung herum und führte Leicester mit einem sagenhaften Endspurt zum Klassenerhalt. Danach wurde er doch noch gefeuert.
Werner Lorant (damals vereinslos): Als beim D-Jugend-Spiel zwischen dem TSV Dorfen und dem TSV Ebersberg im Sommer 2003 Lorants Sohn Tobias, für Dorfen im Einsatz, vom einem Ebersberger gefoult wurde, knöpfte sich "Werner Beinhart" den 13 Jahre alten Übeltäter vor. "Sein Bub ist ohne erkennbare Fremdeinwirkung zu Boden gegangen und hat lamentiert. Daraufhin ist Werner Lorant auf den Rasen gestürmt, hat meinen Sohn am Ohr gepackt und ihm dann eine geschmiert", sagte der Vater des Opfers. Laut Lorant war es halb so wild, er habe sich um seinen Sprössling gekümmert und dann den Gegenspieler am Ohr gepackt: "Mein Bub wurde mit dem Ellbogen in den Magen geschlagen. Da ist doch klar, dass ich mir das als Vater nicht gefallen lasse."
Delio Rossi (AC Florenz): Rossi galt als ein Gentleman unter Italiens Trainern - bis zum 2. Mai 2012. Als der Coach des AC Florenz am vorletzten Spieltag einer ohnehin frustrierenden Saison im Heimspiel gegen Novara nach 32 Minuten Mittelfeldspieler Adem Ljajic vom Platz nahm, quittierte der Serbe dies mit höhnischem Applaus und lautstarkem Protest. Rossi vergaß sämtliche Manieren, knöpfte sich den 20-Jährigen auf der Ersatzbank vor und prügelte wie von Sinnen auf ihn ein - landesweit präsentiert vom nationalen Pay-TV. Noch am selben Abend erhielt Rossi seine Papiere.
Alex Ferguson (Manchester United): "Sir Alex" hat ein durchaus aufbrausendes Gemüt und trägt nicht zu Unrecht den Spitznamen "der Föhn". Im Februar 2003 sorgte der erhitzte Schotte nach einer 0:2-Heimpleite im FA-Cup gegen Arsenal dafür, dass der makellose Teint seines Topstars David Beckham fortan nicht mehr ganz makellos war: Mit einem wütenden Tritt beförderte Ferguson einen Stollenschuh an den Schädel Beckhams, der mit zwei Stichen genäht werden musste. Dicke Freunden wurden beide nicht mehr.
Hernan Dario Gomez (Kolumbien): Gomez' Tage als kolumbianischer Nationaltrainer waren gezählt, als er in den frühen Morgenstunden des 6. August 2011 seine weibliche Begleitung im Nachtclub "El Bembe" in Bogota recht kompromisslos verdrosch. Sicherheitsleute geleiteten den prügelnden Fußballlehrer aus dem Etablissement und verhinderten somit laut Augenzeugen, dass Gomez gelyncht wurde. Gomez, dessen erstes Engagement als Kolumbiens Trainer nach dem schmählichen WM-Aus 1998 geendet hatte, trat zurück - mittlerweile betreut er Panama.
Umit Özat (Elazigspor): Als Kölner Profi sorgte der Türke für Schlagzeilen, als er beim Bundesliga-Spiel gegen Karlsruhe bewusstlos zusammenbrach und hernach aus gesundheitlichen Gründen seine Karriere beendet. 2011 war er gesundheitlich wieder derart hergestellt, dass er als Trainer des türkischen Erstligisten Ankaragücü ein fragwürdiges Lehrstück nonverbaler Konfliktlösung aufführte: Als ein Fan des eigenen Teams den Platz stürmte, streckte ihn Özat mit einem stattlichen rechten Haken nieder und trampelte auf dem Kopf des ausgeknockten Flitzers herum. Die Quittung: sechs Spiele Sperre und die Entlassung.