Ultravox ohne die Pathos-Patina
Wenn Popstars abhalftern und mit ihren alten Songs auf Tour gehen, führt das selbst bei Fans schnell zu Fremdschäm-Schüben. Dass auch das Gegenteil möglich ist, bewies jetzt Midge Ure im gut besuchten Savoy-Theater. Einst prägte er mit Visage und Ultravox die New-Wave-Bewegung — heute kratzt er, solo und nur mit Akustikgitarre, die Pathos-Patina von Hymnen wie "Fade to grey", "Vienna" und "Dancing with tears in my eyes". Mit seiner Stimme, die trotz Erkältung jugendlich-leistungsfähig ist wie eh und je, gelingt dem Schotten Exorbitantes: Das Publikum spürt, dass er die Songs nicht in ein neues Gewand kleidet, sondern ihnen ihr ursprüngliches, zeitloses Gewand zurückgibt — und dass ein Meister des Songwritings am Werk ist.