Grüne für Anrechnung von StudienzeitenRente: Grüne torpedieren SPD-Pläne
Frankfurt/Main (rpo). In der Regierungskoalition gibt es Uneinigkeit bezüglich der Rentenpläne: Im Gegensatz zur Sozialministerin Ulla Schmidt halten die Grünen eine Streichung der Studienzeiten bei der Berechnung der Rente für problematisch. Reaktion Schmidt: Kritische Stimmen seien Einzelmeinungen. An diesem Punkt gebe es noch keine Einigung zwischen den Koalitionspartnern, hieß es aus Grünen-Fraktionskreisen am Mittwoch. Mit der beim Rentengipfel vergangenen Sonntag erwogenen Neuregelung werde das falsche Signal für Bildung und Ausbildung gesetzt.Damit haben nach der Union und Teilen der SPD-Linken auch die Grünen die geplante Streichung der Studienzeiten bei der Berechnung der Rente kritisiert. Mit der Neuregelung werde das falsche Signal für Bildung und Ausbildung gesetzt, sagte der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, am Mittwoch. An diesem Punkt gebe es noch keine Einigung in der Koalition. Nach dem Willen von Sozialministerin Ulla Schmidt sollen als Maßnahme zur Stabilisierung der Renten künftig Ausbildungszeiten bei der Berechnung der Rentenhöhe nicht mehr berücksichtigt werden sollten. SPD-Linke sind sich nicht einigDie SPD-Linke Andrea Nahles kündigte dagegen Widerstand an. Nahles sagte der "Kölnischen Rundschau", man werde die geplante Streichung der Ausbildungszeiten bei der Rente nicht mittragen, weil es dem SPD-Programm widerspreche. Die SPD-Linke fühle sich von der Parteispitze unfair behandelt, sagte sie weiter. Beim Rentengipfel habe Schmidt auch auf Nachfragen nichts von der Streichung der Anrechnungszeiten gesagt. Deswegen fühle man sich auch nicht daran gebunden. Dagegen erklärte der SPD-Linke Fritz Schösser, er habe mit dem Wegfall der Anrechnungszeit keine Probleme. Der bayerische DGB-Chef verwies im Deutschlandfunk darauf, dass für diese Zeiten tatsächlich ja auch kein Beitrag bezahlt wurde. Der Sprecher der parlamentarischen Linken der SPD, Michael Müller, signalisierte Zustimmung: "Dieses Vorhaben ist so wichtig, dass wir es nicht gefährden wollen", sagte der Fraktionsvize in der "Berliner Zeitung". Man wolle aber Zugeständnisse für die ärmsten Rentner sowie für ostdeutsche Rentnerinnen erreichen. Schösser sagte dagegen, er wisse noch nicht, wie er entscheiden werde. Schmidt: Kritische Stimmen seien Einzelmeinungen Die SPD sieht derzeit keinen Grund, von der geplanten Aberkennung der Ausbildungszeiten in der Rentenversicherung wieder abzurücken. Auch die Grünen-Führung, mit der das Rentenkonzept beschlossen wurde, habe bislang keinen Korrekturbedarf angemeldet, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Wilhelm Schmidt, am Mittwoch in Berlin. Kritische Stimmen aus den Reihen des Koalitionspartners bezeichnete er als Einzelmeinung. Die Grünen-Sozialpolitikerin Thea Dückert widersprach ihm: Es seien noch nicht alle Änderungen geklärt, sagte sie der dpa. Nicht nur Akademiker seien betroffen, sondern auch die schulische Ausbildung von Krankenpflegerinnen. Nach bisherigem Stand werde dieser Punkt dem Bundestag vorgelegt. Man müsse sehen, ob er bis zur endgültigen Verabschiedung im November Bestand habe. Schmidt nannte die geplante Änderung schlüssig, auch wenn die Koalition nun dafür "Prügel von den Akademikern" bekomme. Es dürfe aber nicht verschwiegen werden, dass auch anderen Gruppen "etwas weggenommen wird". Der SPD-Politiker bezeichnete es als unwahrscheinlich, dass ein Student nur deshalb jetzt auf ein Studium verzichte, weil er Jahrzehnte später etwas weniger Rente erhalte. Schmidt zeigte sich überzeugt, dass die SPD-Fraktion mit breiter Mehrheit hinter dem Rentenkonzept steht. Bei der Fraktionssitzung am Dienstagabend habe es dafür eine unerwartet große Unterstützung bei den Abgeordneten gegeben.Union erneuert AblehnungFür die Union erneuerte ihr Fraktionsgeschäftsführer Volker Kauder seine Ablehnung. "In einer Zeit, in der es auf eine sehr gute Ausbildung ankommt, ist eine Nicht-Anrechnung dieser Zeiten mit uns auf keinen Fall zu machen", sagte der CDU-Politiker im ARD-Morgenmagazin. Der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus kritisierte die Sparpläne scharf. Damit werde die Angleichung der Altersbezüge zwischen Ost und West weiter hinausgeschoben, sagte Althaus der Chemnitzer "Freien Presse". Die ostdeutschen Senioren würden doppelt bestraft. Der nordrhein-westfälische CDU-Chef Jürgen Rüttgers forderte die Bundesregierung auf, ein umfassenderes Rentenreformkonzept zu erarbeiten. Dann könne es eine Zusammenarbeit mit der Union geben, sagte er im WDR. In der Bevölkerung stoßen die Rentenbeschlüsse überwiegend auf Ablehnung. Laut einer Umfrage von Infratest-dimap im Auftrag der ARD-Tagesthemen finden 62 Prozent der Deutschen die geplanten Kürzungen unzumutbar. Der Rentenexperte Bernd Raffelhüschen sagte dagegen der "Wirtschaftswoche", dass weitere Nullrunden bei einer schwachen Konjunktur "nur vernünftig" seien.Nach dem Willen der CSU soll Kindererziehung künftig die Beiträge zur Rentenversicherung reduzieren. "Wer mit Kindern zur Fortsetzung des Generationenvertrages beiträgt, soll einen geringeren Beitrag zahlen als die, die keine Kinder erziehen", sagte der designierte CSU-Generalsekretär Markus Söder der "Rheinischen Post".