New York Amazon plant Filialen in Innenstädten

New York · Der Konzern ist bekannt für sein Online-Imperium. Jetzt denkt der Internet-Händler angeblich über eigene Läden nach.

Den Internet-Versandhändler Amazon zieht es anscheinend in den traditionellen Einzelhandel. Laut einem Bericht des "Wall Street Journal" will der Konzern noch vor der Weihnachtszeit ein Geschäft in der Nähe des Empire State Building in New York eröffnen. Die Filiale soll Rücksendungen annehmen sowie das Abholen von Bestellungen ermöglichen. Laufkundschaft sollen Amazons Eigenprodukte wie das Lesegerät Kindle und Smartphones dort kaufen können. Außerdem soll es dort in einer Art Mini-Lagerhaus ein eingeschränktes Sortiment von Waren zur Zustellung am selben Tag innerhalb New Yorks geben. Details, wie etwa die Größe des Ladens, sind nicht bekannt. Im Erfolgsfall werde das Konzept womöglich auf andere US-Städte ausgeweitet.

Sollte der Konzern auch in Deutschland eigene Läden eröffnen, wäre dies laut Stefan Hertel, Sprecher des Handelsverbandes HDE, keine Bedrohung. Der Trend gehe zum sogenannten Multi-Channel-Handel. Dies bedeutet, dass Händler ihren Kunden eine Kombination aus stationären Läden, Online-Shops und neuartigen Smartphone-Diensten anbieten. "Jeder traditionelle Händler muss sich mit den Möglichkeiten der Digitalisierung auseinandersetzen", sagte Hertel unserer Zeitung. Mit der Eröffnung eines stationären Amazon-Ladens bestätige sich die Entwicklung zum Multi-Channel-Handel - in diesem Fall lediglich in die andere Richtung: von online zu stationär.

Gerrit Heinemann, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Niederrhein, bestätigt diese Prognose. "Es zeichnet sich ab, dass sich On- und Offline-Handel immer mehr vermischen", sagt Heinemann. Obwohl bereits 69 Prozent aller Deutschen ab 14 Jahren ein Smartphone nutzten, hinkten die meisten der stationären Händler noch hinterher. "Die Kunden haben eine gewisse Erwartung in die digitalen Angebote", so der Handelsexperte. "Die in Deutschland noch bestehende digitale Lücke muss geschlossen werden." Auch Heinemann sieht in potenziellen Amazon-Filialen keine Gefahr für den Einzelhandel: "Ein solcher Shop führt zwar zu einer gewissen Präsenz, Amazon wird aber wahrscheinlich nur die eigenen Kindle- und Firephone-Geräte und in keinem Fall das komplette Sortiment anbieten können."

Amazon ist nicht der erste Konzern, der sich in den stationären Handel wagt: Der Online-Händler Zalando betreibt Outlet-Stores in Berlin und Frankfurt, und auch der Internet-Händler Mymuesli verkauft bereits Körnermischungen in Geschäften. Andersherum betreiben Lebensmittelhändler wie Rewe eigene Online-Shops und liefern die Waren in Ballungsräumen den Kunden nach Hause.

(RP)
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