Fotos Hartz-IV-Abzocker und ihre Tricks
In Gelsenkirchen behauptete eine Frau, ihr Lebensgefährte sei nur ein Mitbewohner, der auf der Couch schlafe. Als die Mitarbeiter der Arbeitsagentur bei ihr vorbeischauten, stand besagter Mitbewohner oben ohne im Flur, auf seiner Brust klebten die Saugnäpfe eines medizinischen Geräts. Das wiederum stand neben dem Ehebett der Frau. Sonst gab es in der Wohnung auch kein eigenes Zimmer für den Mann.
Bei einer angeblich allein lebenden Hartz-IV-Empfängerin entdeckten die Kontrolleure ein Ehebett, das auf beiden Seiten deutliche Liegekuhlen hatte. Einleuchtende Begründung: "Die Kuhle ist von meiner Nachbarin, die war gestern zum Bibel-Lesen da!"
Andere "getrennte" Paare bleiben lieber in einer Wohnung, erklären sich aber zur Wohngemeinschaft. In diesen Fällen kann dann ein Partner noch zusätzlich ALG II beziehen. Wer mit einem Partner zusammenlebt, hat aber keinen Anspruch auf ALG-II-Leistungen, wenn dieser ausreichende Einkünfte oder Vermögen hat. Diese Regelung wird offenbar umgangen, indem die Partnerschaft als reine Wohngemeinschaft deklariert wird.
Eine 37-jährige Verkäuferin kassierte für sich und ihre beiden Söhne 1.655 Euro Alg II und Unterkunftskosten pro Monat. Weil ihr Mietvertrag sehr schlampig ausgefüllt war, wurden die Mitarbeiter der Arbeitsagentur stutzig. Als die angegebene Adresse überprüft wurde, stellte sich heraus, dort wohnte die Frau gar nicht. Letztendlich kam heraus, sie lebt mit ihrem angeblichen Vermieter in einer 116-Quadratmeter-Wohnung in einem feinen Stadtteil. Der Lebensgefährte hatte einen festen Job, verdiente gutes Geld. Das Hartz-VI-Geld haben sie sich nebenher eingesackt. Jetzt ermittelt der Staatsanwalt.
Bei gegen Null Grad tendierenden Temperaturen, flüchtet ein Mann in Mannheim bei Ankunft der Kontrolleure von ARGE im Schlafanzug auf die Terrasse. Er wollte seine eheähnliche Lebensgemeinschaft mit einer Hartz-IV-Empfängerin vertuschen. Begründung für seinen ungewöhnlichen aufenthaltsort, nachdem die Kontrolleure ihn entdeckt haben: "Ich bin Frischluftfanatiker!"
Seine Lebensgefährtin hatte erst kurz zuvor den Antrag auf Arbeitslosegeld II gestellt, dabei allerdings verschwiegen, dass ihr Partner einen gutbezahlten Job in einem Baumarkt hat und so für Miete und Lebensunterhalt ohne Probleme aufkommen kann.
Nicht nur Empfänger betrügen: Auch die Ämter untereinander greifen zu unfairen Mitteln. In NRW erklären Sozialämter ihre Schützlinge immer dann für arbeitsfähig, wenn ihnen eine kostenspielige medizinische Behandlung bevorsteht. Für die Kosten muss dann die Arbeitsagentur aufkommen.
Der Staat übernimmt immer wieder die Kosten für Wohnungen. Besonders findige Eltern setzen ihre arbeitslosen Kinder als Untermieter ein und kassieren so Miete von Vater Staat. Oft gibt es sogar auch noch die Erstausstattung als Zugabe.
Andere erwachsene Arbeitslose ziehen lieber aus. Auch hier steht der Steuerzahler gleich parat: Dann steht ihnen nämlich das volle Arbeitslosengeld II in Höhe von 345 Euro zu. Bei eigener Wohnung muss das Vermögen der Eltern nämlich nicht angerechnet werden.
Der stellvertretende Verwaltungsratsvorsitzende der BA, Peter Clever, betonte jüngst im Radio, die Bundesagentur habe bei 390.000 Anrufen 170.000 Hartz-IV-Empfänger nicht erreicht. "Da muss also wirklich nur ein sehr Naiver glauben, dass alle diese 170.000 gerade in Vorstellungsgesprächen waren", sagte Clever.
Ein angeblich bedürftiger Libanese beantragte Hartz-IV. Dann jedoch fanden die Kontrolleure der Arbeitsagentur heraus, der Mann ist bei seinen Landsleuten ein beliebter Sänger, tritt gegen gutes Honorar ständig auf Festen und Hochzeiten auf. Er fährt ein BMW-Cabrio und hat sogar einen eigenen Manager.
Eine Alg-II-Empfängerin aus Tunesien wurde mehrfach ohne Erfolg zu einem Gespräch bei der Arbeitsagentur geladen. Jedesmal ging ihr Mann ans Telefon und behauptete, seine Frau sei in einem Deutschkurs. Als die Mitarbeiter der agentur genauer nachhakten, stellte sich heraus: Die Frau lebt schon lange wieder in Tunesien, ihr Mann sackt das Geld ein.
Auch Freiberufler und Selbständige begeben sich immer öfter in Grauzonen und beantragen Unterstützung. Der Gang zum Jobcenter - statt vorher zum Sozialamt - lässt die Hemmschwelle deutlich sinken. Da lockt die Vorstellung, die für Freiberufler teure Krankenversicherung, vom Jobcenter übernehmen zu lassen.
Banal aber derzeit sehr wirksam: Die Jobcenter sind derzeit so überlastet, dass sie Anträge von Bedürftigen kaum noch überprüfen. Falsche Angaben sind schnell gemacht - und bringen bares Geld.
Problem Schwarzarbeit: Mit den neuen Hinzuverdienstgrenzen ist es leichter, zusätzlich schwarzzuarbeiten. Die Ämter ahnen das, können aber kaum jeden nachprüfen.