Kirch-Verfahren Deutsche-Bank-Managern droht Prozess

Frankfurt/M. · Die Staatsanwaltschaft München klagt offenbar unter anderem Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen sowie die Ex-Spitzenmanager Josef Ackermann und Rolf Breuer an. Es geht um den Vorwurf des Prozessbetrugs im Kirch-Verfahren.

Jürgen Fitschen: Deutsche-Bank-Managern droht Prozess
Foto: dpa, brx cul rho

Das bisher letzte Mal, dass ein Chef der Deutschen Bank Angeklagter in einem Strafprozess war, liegt acht Jahre zurück. Josef Ackermann musste sich 2006 mit mehreren anderen Beschuldigten in der Neuauflage des Mannesmann-Prozesses verantworten. Am Ende stand die Einstellung des Verfahrens gegen Geldauflagen in Millionenhöhe. Jetzt droht gleich mehreren früheren und aktuellen Spitzenmanagern der größten deutschen Bank ein Prozess. Die Staatsanwaltschaft München erhebt laut "Süddeutsche Zeitung" Anklage gegen Ackermann, dessen Vorgänger Rolf Breuer, den derzeitigen Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen sowie die früheren Vorstände Clemens Börsig (auch Ex-Aufsichtsratsvorsitzender) und Tessen von Heydebreck. Es geht um den Verdacht auf Prozessbetrug im Verfahren um die Pleite des Kirch-Medienimperiums.

Eine Bestätigung gibt es noch nicht, solange die Anklage nicht allen Prozessbeteiligten offiziell zugestellt ist. Das Landgericht München äußert sich noch nicht, die Deutsche Bank, als Arbeitgeber eines der Beschuldigten unmittelbar betroffen, hat nach eigenen Angaben noch keine Post. Die Staatsanwaltschaft bestätigt nur, dass die Ermittlungen abgeschlossen seien, nennt aber keine Namen. Es zweifelt indes niemand daran, dass die Ankläger die Manager nach dreijährigen Ermittlungen vor Gericht sehen wollen. Bis darüber entschieden ist, ob die Anklage zugelassen wird, dürften mehrere Monate vergehen.

Wenn verhandelt wird, dann geht der Fall Kirch, dessen zivilrechtlichen Teil die Bank mit einer Zahlung von rund 925 Millionen Euro im Februar erledigt hat, in eine neue Runde. Im Zivilverfahren wollten die Kirch-Erben Schadenersatz haben, weil sie meinten, der damalige Deutsche-Bank-Chef Breuer habe 2002 durch unbedachte Äußerungen in einem Interview leichtfertig den Kollaps des Kirch-Imperiums verursacht. Vier der fünf Manager haben nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft im Verfahren nicht die Wahrheit gesagt. Gegen Fitschen ist der Verdacht schwächer; er soll "nur" falsche Angaben von Bank-Anwälten nicht verhindert oder korrigiert haben. Die Deutsche Bank und die Manager haben diese Vorwürfe stets bestritten und tun das auch heute. Dass das Oberlandesgericht München Ende 2012 beim Urteilsspruch im Zivilverfahren erklärte, die Beklagten hätten "im Verfahren nachweislich falsch vorgetragen", und den Managern vorwarfen, diese hätten sich abgesprochen, "um mögliche Schadenersatzansprüche gegen die Bank abzuwenden", war indes Munition für die Staatsanwaltschaft.

Ob amtierend oder nicht - dass die Deutsche-Bank-Chefs der vergangenen eineinhalb Jahrzehnte irgendwann gemeinsam vor Gericht stehen könnten, wäre ein einmaliger Vorgang. In Bankenkreisen geht man davon aus, dass Breuer als Hauptbeschuldigtem auf jeden Fall der Prozess gemacht wird. Bei Ackermann sei das auch wahrscheinlich, heißt es. Fitschen hätte sich eine Anklage auf jeden Fall ersparen können, aber er hat vor einem halben Jahr das Angebot der Staatsanwaltschaft, gegen Zahlung von 500.000 Euro das Ermittlungsverfahren gegen ihn einzustellen, abgelehnt. Offenbar möchte er seine Unschuld beweisen. Das wäre ein Erfolg in einer Zeit, in der der Bank mit den Affären um mögliche Zins- und Devisenmarktmanipulationen, dem Ärger mit US-Aufsichtsbehörden und Ermittlungen wegen des Verdachts auf Steuerbetrug bei Emissionsgeschäften die Skandale um die Ohren fliegen.

(RP)
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