Der Ökonom Big Data - nützlich oder gefährlich?

Die ungeheuren Datenmengen im Netz können ökonomisch höchst sinnvoll eingesetzt werden. Das darf aber nicht zu Lasten des individuellen Persönlichkeitsrechts gehen.

Ohne empirische Daten ist es unmöglich, Wissenschaft zu betreiben, Politik zu gestalten oder auf Kundenwünsche einzugehen. Der große Erfolge der Informationstechnologie liegt vielleicht gerade darin, solche Daten in nie gekanntem Ausmaß für die Öffentlichkeit verfügbar zu machen. Darin liegt eine große Chance. Wissenschaft wird exakter, Politik zielgerichteter, die Produktion effizienter und weniger umweltschädlich.

Die Gefahr besteht aber, dass Kunden, Wähler oder Patienten gläsern werden. Unbefugte können mit statistischen Verfahren eine bestimmte Person identifizieren, deren Lebensverhältnisse, Wünsche und Ängste völlig offen liegen. Das wäre das Ende der Privatsphäre, ein beängstigender Gedanke.

Ökonomen formulieren in solchen Fällen gern einen Nutzenausgleich. Sie fragen danach, wie viel Privatsphäre ein Individuum bereit ist aufzugeben, um in den Nutzen der durch große Datenmengen gewonnenen Erkenntnisse zu kommen. Wenn es ein System gibt, das Menschen für einen kleinen möglichen Verlust der Privatsphäre entschädigt, der Gesellschaft dafür aber einen großen Nutzen bringt, so wäre beiden Teilen gedient. So könnten große Internet-Anbieter etwa für sensible Informationen bezahlen. In Teilen tun sie das schon jetzt, in dem sie Nutzern gratis die Möglichkeit anbieten, sich zu vernetzen oder selbst aus den gewonnenen Informationen gezielt zu schöpfen.

Umgekehrt gibt es auch immer bessere Verfahren, die das Risiko senken, dass bestimmte Personen aus einer Datenmenge heraus identifiziert werden können. Forscher und Unternehmen können die Daten nutzen, ohne dass sie wissen, um welche Einzelfälle es sich handelt. So könnte ein Versandhändler zwar die Wünsche, aber nicht den Namen des Kunden wirklich kennen. Vieles ist hier Zukunftsmusik. Aber Big Data zu verteufeln, führt nicht weiter. Ebensowenig ist eine Verletzung der Privatsphäre akzeptabel. Ökonomen lieben keine Entweder-oder-Entscheidung. Sie wollen zu einem Ausgleich kommen, der beiden Parteien nützt.

Fragen? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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