Sunnyvale Yahoo kauft Blog-Dienst Tumblr für 1,1 Milliarden Dollar

Sunnyvale · Der Internet-Pionier Yahoo will sein angestaubtes Image ablegen. Tumblr-Gründer Karp brachte der Deal 300 Millionen Dollar.

Neuer Mega-Deal in der Internet-Branche: Der Suchmaschinen-Betreiber Yahoo kauft den bei jungen Leuten beliebten Blog-Dienst Tumblr. Der Internet-Pionier lässt sich diese Verjüngungskur 1,1 Milliarden Dollar (855 Millionen Euro) kosten. Auf der Tumblr-Plattform können Nutzer Texte, Bilder, Video- und Audiodateien in einem Blog veröffentlichen. Tumblr bietet 108 Millionen Blogs ein Zuhause. Die Seite ist besonders bei 18 bis 24-jährigen Nutzern populär — der Zielgruppe, bei der Yahoo besonders große Schwierigkeiten hat. Durch den Zukauf hofft Yahoo, die Tür zu sozialen Netzwerken aufzustoßen und neue Werbeeinnahmen zu erzielen.

Um die Tumblr-Nutzer nicht zu verschrecken, will Yahoo seiner neuen Tochter viel Eigenständigkeit gewähren. "Wir versprechen, es nicht zu vermasseln", schrieb Yahoo-Chefin Marissa Mayer.

Tumblr-Gründer David Karp bleibt Chef der sechs Jahre jungen Firma. Der Schulabbrecher hatte die Firma im Jahr 2007 gegründet. Zuletzt hielt der 26-jährige New Yorker noch ein Viertel der Anteile, so dass ihm der Deal 300 Millionen Dollar Erlös gebracht haben dürfte. "Unser Team wird sich nicht verändern. Unsere Zukunftsplanung wird sich nicht verändern", beteuerte Karp. Durch die Übernahme stünden nun sogar mehr Ressourcen zur Verfügung. Bei vorherigen Zukäufen hatte sich Yahoo zwar gerne die Technik und die Talente gesichert, aber die Dienste oftmals direkt im Anschluss eingestellt — und damit viele Kunden verprellt.

Tumblr soll 2012 einen Umsatz von 13 Millionen Dollar gemacht haben. Das bislang in Privatbesitz befindliche Unternehmen weist keine Gewinn- und Umsatzzahlen aus. Die Analysten sind wegen des hohen Kaufpreises skeptisch. Die Yahoo-Aktie legte leicht zu.

Es ist der größte Zukauf von Yahoo, seit die ehemalige Google-Managerin Mayer im Juli 2012 Chefin des Konzerns wurde. Yahoo war einer der ersten Suchmaschinen-Betreiber, musst sich aber später Google geschlagen geben. Dann warb Yahoo die junge Informatikerin vom Erzrivalen ab. Am 16. Juli 2012 wurde Mayer zur Yahoo-Chefin ernannt. Am selben Tag gab sie ihre Schwangerschaft bekannt. Nun will sie vormachen, wie man Kinder und Karriere verbindet. Mayer kaufte für viel Geld neue Leute ein, einige davon holte sie von ihrem alten Arbeitgeber Google. Mitarbeiter, die unkoordiniert von Zuhause aus arbeiteten, beorderte sie ins Büro zurück.

Erste Fortschritte zeichnen sich ab: So heimste Yahoo für seine Wetter-App Lob ein, bei der Wetterdaten mit Bildern der jeweiligen Orte von der Fotoplattform Flickr unterlegt werden. Ein Beispiel, dass die Zusammenarbeit innerhalb des Yahoo-Konzerns besser klappt. Mayer sondiere weitere Übernahmemöglichkeiten, hieß es. Geld ist vorhanden, seit Yahoo seine Beteiligung am chinesischen Internetkonzern Alibaba teilweise verkauft hat.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort