Kinder müssen bis 16 Uhr bleiben Eltern verärgert über Ganztag

Düsseldorf · Die Stadt hat den Eltern von Grundschulkindern die OGS-Verträge gekündigt. Ab Sommer gelten neue Regeln für den rhythmisierten Ganztag. Demnach müssen die Kinder bis 16 Uhr an den Schulen bleiben.

 Milo (6) geht in eine Ganztagsklasse. Seine Mutter Verena Alfieri kann ihn demnächst an vier Tagen in der Woche erst um 16 Uhr abholen.

Milo (6) geht in eine Ganztagsklasse. Seine Mutter Verena Alfieri kann ihn demnächst an vier Tagen in der Woche erst um 16 Uhr abholen.

Foto: Bretz, Andreas

Eigentlich sind Verena und Vittorio Alfieri sehr zufrieden mit der offenen Ganztagsschule (OGS), denn sie hilft, Arbeit und Familie zu organisieren. Sohn Milo (6) wird bis nachmittags betreut, während die Eltern arbeiten. Derzeit entwickeln sich die neuen OGS-Verträge aber zu einem Streitthema: Ab Sommer sollen die Abholzeiten verändert werden. Bislang war Milo nur an drei Tagen in der Woche bis 16 Uhr in der Schule, ab Sommer werden es vier Tage sein.

Insgesamt gehen 12 400 Grundschulkinder in den offenen Ganztag. Die meisten besuchen den so genannten additiven OGS, bei dem die Kinder nach dem Mittagessen Angebote nutzen und ab 15 Uhr abgeholt werden können. Für sie ändert sich nichts. 2000 Kinder gehen aber in rhythmisierten Ganztagsklassen. bei denen der Unterricht durch kreative Angebote durchbrochen wird und sich auch mal in den Nachmittag verschieben kann. Hier will die Stadt in Zukunft die Schulzeit verlängern.

"Unsere aktuellen Verträge wurden gekündigt", sagt Verena Alfieri. Um den OGS-Platz zu behalten, sind die Eltern gezwungen, die neuen Abholzeiten zu akzeptieren. Die Regelung sei zu restriktiv, biete keine Flexibilität und schränke Familien in ihrer Freizeitgestaltung ein, beklagt die Mutter.

Theo Bremer, stellvertretender Leiter des Schulverwaltungsamts, erklärt, die Schulkonferenz habe entschieden, den rhythmisierten Ganztag zu verändern. "Offene Ganztagsschulen sind ja keine einfachen Betreuungsangebote", sagt er. Sie sind ein Unterrichtskonzept. Nur in Ausnahmefällen dürfen die Kinder den rhythmisierten Ganztag früher verlassen. Doch nicht immer erteilen die Schulleitungen solche Genehmigungen: "Selbst ein Arzttermin ist kein zwingender Grund, das Kind früher abzuholen", sagt Vittorio Alfieri.

Viele Düsseldorfer Eltern sehen in den verlängerten Betreuungszeiten eine Einschränkung außerschulischer Aktivitäten: "Die Qualität dessen, was in der Schule geboten wird, entspricht nicht den Angeboten eines Sportvereins oder einer Musikschule", sagt Christoph Kania, dessen Tochter ebenfalls eine Ganztagsklasse besucht. Geigen-, Reit- oder Tennisunterricht können erst am Abend stattfinden. Das ist für viele zu spät.

Deswegen fordert Achim Radau-Krüger, Geschäftsführer des Jugendrings Düsseldorf, die Stadt auf, die OGS-Verträge nicht zu erneuern: "Nicht nur die Kinder, sondern auch Sportvereine und Jugendverbände würden darunter leiden."

(RP/jco)
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