London Prinz Harry kämpft für Kriegsversehrte

London · Der britische Prinz wird heute 30. Vom einstigen Enfant terrible hat er sich gewandelt zum Kriegshelden und Vorbild für die Jugend. Er spielt aber nicht nur den Helden, sondern kümmert sich auch um die Opfer von Kriegseinsätzen.

Typisch Harry. "Ich kann es kaum erwarten, dass mein Bruder William jetzt noch mehr leiden muss" - grinsend kommentierte Prinz Harry die Nachricht, dass ein Baby bei den Cambridges im Anmarsch sei. Das bedeute doch, dass er selber in der Thronfolge auf den fünften Platz absacke, wurde ihm bedeutet. "Großartig!", so äußerte sich Harry zur sinkenden Wahrscheinlichkeit, dereinst selbst König werden zu müssen. So kennen ihn die Briten: ein Prinz, der Spaß haben will und einen lausbübischen Sinn für Humor hat. Heute wird Henry Charles Albert David Windsor 30 Jahre alt.

Harrys Hang, das Leben in vollen Zügen zu genießen, wurde schon früh ein beliebtes Thema für die Boulevardpresse. Bereits als 17-Jähriger machte er Schlagzeilen, nachdem bekannt geworden war, dass er Haschischzigaretten rauchte, sich gern betrank und Umgang pflegte mit Freunden, die Kokain schnupften. Als Zögling des Elite-Internats Eton soll er sich durch die Abiturprüfung geschummelt haben. Die Boulevardpresse ging mit dem Prinzen eher gnädig um, lieferte er doch die besten Geschichten, wenn er wilde Partys feierte oder sich in einem Striptease-Club vergnügte.

Nur einmal trat er richtig daneben. Im Januar 2005 erschienen Fotos im Massenblatt "Sun", die die Nation aufstöhnen ließen. Die Titelseite zeigte Prinz Harry als Nazi verkleidet. In der khakifarbenen Uniform von Erwin Rommels Afrika-Korps und mit einer offensichtlich selbstgebastelten Hakenkreuzbinde am linken Arm vergnügt sich da der Windsor-Sprössling auf einer Kostüm-Party von Freunden. Der Aufschrei über diese Entgleisung war groß. Prinz Charles verdonnerte den Sohn dazu, sich den Film "Schindlers Liste" anzusehen, um zu begreifen, dass man mit dem Hakenkreuz keine Scherze treibt.

Was dann den Image-Wandel vom Party-Prinzen zum Volkshelden förderte, war Harrys Dienst als Soldat. 2008 wurde er zu seinem ersten Einsatz nach Afghanistan geschickt. Nach seiner Heimkehr von der Front wurde er als Kriegsheld und Vorbild für die Jugend gefeiert. Euphorie ergriff das Land. Als die BBC Bilder vom Prinzen zeigte, wie er die Taliban mit seinem Maschinengewehr ins Visier nahm und sichtlich den Adrenalinschub eines Fronteinsatzes genoss, erschien den Briten der Afghanistan-Krieg viel aufregender, als es die blutige Realität war.

Dieses Krieger-Image herrscht bis heute vor. Soeben hat das Wachsfigurenkabinett "Madam Tussauds" Harry als heroischen Soldaten in Khaki-Uniform aufgestellt. Passend zu seinem 30. Geburtstag laufen in London die "Invictus Games", ein internationaler Sportwettkampf für Kriegsversehrte. Harry hatte "Invictus" ins Leben gerufen, um zu zeigen, was Veteranen "nach einer Verletzung leisten können und wie sie ihren Kampfgeist in einem integrativen Sportwettkampf feiern". Wohltätigkeitsarbeit und Militär - perfekt kombiniert. So lautet die Formel für Harrys PR-Strategie.

(RP)
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