Solingen Dorf-Sheriff in Höhscheid

Solingen · Der Schutzmann auf der Straße vermittelt Bürgern ein sichtbares Sicherheitsgefühl. Andreas Losch ist einer der 21 Bezirksbeamten, die wir in einer Serie vorstellen. Der 49-jährige Familienvater trägt im Dienst stets eine neongelbe Polizeijacke. "Damit jeder weiß, wer ich bin."

Höhscheid Für die Kinder der Grundschule Stübchen gehört Andreas Losch zum Schulleben. "Klar, den kennen wir gut", rufen sie mit Begeisterung an der Haltestelle vor ihrem Schulgebäude, während sie auf den Bus warten. Nils aus der Klasse 4a weiß sofort, wer mit dem Mann mit der neongelben Leuchtweste und auf der Aufschrift "Polizei" gemeint ist. "Der war bei unserem Fahrrad-Training dabei."

Keine Frage, Andreas Losch ist ein Schutzmann zum Anfassen. Der 49-jährige vierfache Familienvater ist seit Sommer 2006 Bezirksbeamter in Höhscheid. "Nennen Sie mich Dorf-Sheriff. Dann weiß jeder, was gemeint ist." Häufig trifft man ihn vor der Grundschule Stübchen. Dann hat er die heikle Kreuzung mit Katternberger, Adolf-, Marien- und Josefstraße gut im Blick. "Das ist die unübersichtlichste Verkehrskreuzung in meinem Bezirk." Autofahrer grüßen ihn beim Abbiegen.

Überhaupt ist Andreas Losch gut bekannt. Logisch, dass er ständig auf der Straße angesprochen wird. Ob im Lehrerzimmer der Grundschule, am Gartenzaun oder auf dem Bürgersteig – Zeit für einen kurzen Plausch zu haben, gehört zu seinem Dienst am Bürger dazu. Und immer trägt er dabei die auffällige neongelbe Polizeijacke. "Damit jeder weiß, wer ich bin." Eine schwarze Lederjacke werde gerne übersehen, trotz Polizeiaufschrift, hat der Hauptkommissar die Erfahrung gemacht.

Er teilt sich den Höhscheider Bezirk mit seinem Kollegen Rolf Fleuhs. Zuständig ist Andreas Losch hauptsächlich für den nördlichen Bereich vom Grünewald bis zum "Öhm", wo heute der Motorrad- und Rockerklub "Hells Angels" angedockt hat. In seiner Freizeit ist er selbst leidenschaftlicher Motorradfahrer; im Dienst nutzt er mitunter den Polizei-Motorroller. Die Katternberger und Hossenhauser Straße und die Gebiete dazwischen gehören zum Schwerpunkt seines Dienstbereichs mit rund 10 000 Einwohnern.

Der Posten der beiden Höhscheider Bezirksbeamten liegt im Erdgeschoss eines Wohnhauses an der Neuenhofer Straße 33. Doch in dem Büro sind sie eigentlich weniger anzutreffen. Feste Sprechzeiten sind montags und donnerstags, jeweils von 10 bis 11 Uhr. Andreas Losch ist froh, dass sein Dienst weniger im Büro bei Aktendurchsicht stattfindet, sondern in erster Linie buchstäblich auf der Straße.

Besuch bei einer Familie, deren Wohnung aufgebrochen wurde, Ermittlung einer Adresse, Vollstreckung eines Haftbefehls – der Bezirksdienst ist besonders nah dran an den Menschen und überaus abwechslungsreich. Deshalb hatte er sich auch auf die Stelle beworben. Zuvor arbeitete der Hauptkommissar im Stabsbereich für Verkehrsangelegenheiten im Polizeipräsidium in Wuppertal. Dort war er für Solingen zuständig, wertete unter anderem die Verkehrsunfälle aus. Ein Job, bei dem es hauptsächlich um Zahlen und Fakten ging, weniger um die gesamte Bandbreite vor Ort, die er jetzt als Bezirksbeamter erlebt und schätzt. "Dazu bracht man ein bisschen Fingerspitzengefühl", sagt der 49-Jährige.

Deshalb ist Andreas Losch auch kein "Dorf-Sheriff", der mit erhobenem Zeigenfinger unterwegs ist. Eiligen Eltern, die morgens den Wagen mal wieder auf den Bürgersteig der Grundschule Stübchen steuern, schreibt er kein Knöllchen. Er bittet den Grundschüler vielmehr, dem Vater beziehungsweise der Mutter zu sagen, dass sie dadurch auch seinen eigenen Schulweg gefährden, und zwar so, dass die Eltern daneben das mitbekommen. "Das wirkt und kommt super an", erlebt er den Sicherheitseffekt unmittelbar vor Ort.

(RP)
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