Solingen EHEC macht Solingern Angst

Solingen · Auf dem Wochenmarkt bleiben Gurken, Salat und Tomaten liegen. Viele Besorgte mit Durchfall melden sich im Klinikum. Doch in Solingen ist es bislang bei zwei erkrankten Frauen mit EHEC geblieben.

 Brokkoli, Möhren, Spitzkohl und Frühlingszwiebeln hat Norbert Buschhaus gestern auf dem Wochenmarkt in der City gekauft - aber keine Tomaten, keinen Salat und keine Gurken.

Brokkoli, Möhren, Spitzkohl und Frühlingszwiebeln hat Norbert Buschhaus gestern auf dem Wochenmarkt in der City gekauft - aber keine Tomaten, keinen Salat und keine Gurken.

Foto: Köhlen, Stephan (HOL)

Norbert Buschhaus ist Stammkunde auf dem Wochenmarkt in der City. "Wir essen gerne frisches Gemüse." Brokkoli, Möhren, Spitzkohl und Frühlingszwiebeln — das sind die gestrigen Einkäufe. Tomaten, Gurken und Salat sind nicht darunter. Die Familie macht seit Wochen wegen EHEC vorsichtshalber einen Bogen um die Gemüseklassiker. "Das ist grausam", findet Norbert Buschhaus die Welle der Informationen um die Ursache der gefährlichen Durchfall-Infektion. "Die Leute werden jeden Tag mit neuen Nachrichten konfrontiert. Keiner weiß, was los ist."

Tomaten, Gurken und Salat hat Markthändler Dirk Rüb erst gar nicht nach vorne gerückt. Das wird schon seit Wochen kaum noch nachgefragt. Nur drei Kunden haben während des gesamten Marktvormittags Tomaten gekauft, Gurken hat noch kein Kunde verlangt und vom Salat sind erst fünf Köpfe weggegangen. Dabei habe er sowieso nur eine einzige Salatkiste im Angebot. Normalerweise sind es sechs. Bei Gurken und Tomaten ist es ebenso. Die Nachfrage sei hier weggebrochen, erklärt der Sprecher der Markthändler. Seine Beobachtung: Die Kunden weichen auf andere Gemüsesorten aus.

"Zwei EHEC-Infektionen in Solingen bei rund 160 000 Einwohnern — das ist die Situation", erklärt der Leiter des Stadtdienstes Gesundheit, Joachim Eichenberg. In beiden Fällen handelt es sich um jüngere Frauen. Besonderheit: Eine Solinger Patientin hatte sich in Norddeutschland aufgehalten, die andere aber nicht. Nach Eichenbergs Worten hat eine Erkrankte das Klinikum nach stationärer Behandlung schon wieder verlassen, die zweite ist zu Hause behandelt worden. In Wermelskirchen wird derzeit ein Mann im Krankenhaus behandelt, der sich mit EHEC infiziert hat, jedoch weder Salate noch Sprossen gegessen und sich auch nicht in Norddeutschland aufgehalten hat. Ob sein Fall im Zusammenhang mit der Krankheitswelle steht, ist noch unklar. Und so sind die Solinger sind sehr besorgt.

Das beobachtet Dr. Patric Tralls, Leiter der Zentralen Aufnahme im Klinikum. Zahlreiche Patienten mit Durchfallerkrankungen, die befürchten, mit EHEC infiziert zu sein, wenden sich jetzt verstärkt an die Notaufnahme in der Gotenstraße. Auch im städtischen Gesundheitsamt melden sich tagtäglich viele besorgte Anrufer. Leiter Eichenberg empfiehlt als ersten Ansprechpartner den Hausarzt. Auf Hygiene soll man nun besonders achten. Dies wird bei Mr. Baker an der Linkgasse derzeit besonders beherzigt, sagt Heike Sonntag. Kunden können in der Bäckerei selbst entscheiden, ob sie ein Salatblatt, Gurken- und Tomatenscheiben aufs belegte Brötchen möchten. "Wenn wir von vornherein darauf verzichten, könnten die Kunden doch denken, dass wir das einsparen." Bei dem Biobauern der Familie Höffken beginnt die Tomatenernte erst Ende Juli. "Wir hoffen", sagt Julia Höffken, dass sich bis dahin alles geklärt habe. Kunden bestätigen ihr aber, dass sie wegen EHEC bewusst bei Naturlandbetrieben vor Ort einkaufen.

(RP)
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