Solingen Karnevals-Idylle in Burg vorbei

Solingen · Volltrunkene Jugendliche, ein Unfall an einem Festwagen – der Burger Karnevalszug hat seine Beschaulichkeit verloren. Auch bei den Ordnungskräften ist die Idylle eines "reinen Familienzuges" Schnee von gestern.

Wenn Willi Waldmin, neben Klaus Hinger Organisator des Burger Karnevalszuges, auf den Alkoholkonsum der Jugendlichen blickt, vergeht ihm das Lachen. Seit zwei Jahren strömten diese mit Bier und Schnapsflaschen nach Unterburg zur Zugstrecke, und dies mitunter schon am Vormittag. "Jeder hatte ein Flasche in der Hand", beobachtete Waldmin am Sonntag an der Hasencleverstraße mit ungläubigem Kopfschütteln. Sein Fazit auch gestern, am Tag nach dem Burger Zoch: "Das hat doch nichts mit Karneval zu tun." Den Traditionszug in Burg sieht er dadurch zwar nicht gefährt, "doch es ärgert uns, wenn die Jugendlichen morgens schon anfangen zu trinken".

Drastisch war jedenfalls die Bilanz der Polizei am Sonntagabend ausgefallen: Ein 15-Jähriger musste volltrunken ins Krankenhaus gebracht werden. In 24 Fällen griffen die Ordnungskräfte Jugendliche mit Alkohol auf, 14 Platzverweise wurden erteilt; und ein Jugendlicher musste wegen Widerstand sogar in Gewahrsam. Waldmin ist froh, dass Polizei und Ordnungsamt "mit einem Großaufgebot" vor Ort waren. Nach seinen Worten werde auch bei der Vorbesprechung fürs nächste Jahr darauf in besonderer Weise hingewiesen.

"Bisher haben wir den Karneval in Burg als einen reinen Familienzug wahrgenommen." Doch diese Beschaulichkeit ist nach dem Fazit von Stephan Trunk, Leiter des Stadtdienstes Ordnung, passee. Nicht umsonst seien die Ordnungskräfte nach den traurigen Erfahrungen mit betrunkenen Jugendlichen in 2009 am vergangenen Sonntag verstärkt vor Ort präsent gewesen. "Offensichtlich treffen sich Jugendliche vor und nach dem Zug zum Saufen" – wenngleich der Ablauf des Zuges selbst durch die Betrunkenen nicht gestört worden sei.

Sturz vom Festwagen

Überschattet wurde der Burger Zug aber auch durch einen Unfall (wir berichteten): Nachdem das Holzlatten-Geländer ihres Festwagens brach, stürzten Jugendliche kopfüber in die Menge; und zwei von ihnen mussten mit Knochenbrüchen ins Krankenhaus gebracht werden. Die Veranstalter seien für die Wagen im Karnevalszug verantwortlich, berichtet Ordnungsamtsleiter Trunk.

Zugorganisator Waldmin verweist auf die Auflage, dass an jedem Rad der Karnevalswagen ein Sicherheitsbegleiter zu sein hat. Das sei erfüllt worden. Davon habe er sich zusammen mit Klaus Hingerpersönlich überzeugt.

Als Veranstalter könne er nicht vorschreiben, wie dick die Dachlatten der teilnehmenden Wagen im Zug sein müssten. "Das ist Eigenverantwortung," sagt Waldmin.

(RP)
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