US-Autor wagt das Experiment Auf Facebook "Gefällt mir" alles

Washington · Jeder Facebook-Nutzer kennt das: Liked man lange nicht mehr die Meldungen eines Freundes, dann taucht er irgendwann gar nicht mehr in der eigenen Timeline auf. Was aber passiert, wenn man in dem sozialen Netzwerk überall auf "Gefällt mir" drückt? Das hat ein Technikjournlist aus den USA einmal ausprobiert.

Meilensteine in der Facebook-Geschichte
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Foto: dpa, Jessica Binsch

Mat Honan ist Autor bei dem amerikanischen Technologie-Magazin "Wired". Und wie Millionen Menschen auf der ganzen Welt auch besitzt er ein Facebook-Profil. Das hat ihn nun dazu veranlasst, ein kleines Experiment in dem sozialen Netzwerk zu wagen. Ohne sich eine zeitliche Frist zu setzen, beschloss er, alles zu liken, was ihm über den Weg bzw. über die Timeline lief. Und das mit kuriosen Folgen.

Wie Honan auf wired.com schreibt, startete das Experiment noch ganz harmlos — indem er einfach drei Dinge von Freunden mit dem "Gefällt mir"-Button versah. Doch der Autor hatte sich vorgenommen, auch die Statusmeldungen zu liken, die ihm eigentlich gar nicht gefallen, und auch alle Webseiten, die ihm Facebook anbot, weil etwa Freunde dort "Gefällt mir" gedrückt hatten. Und so war sein vierter "Like" tatsächlich unter einer Meldung, die ihm weniger behagte.

Mehr und mehr Werbemeldungen

Je häufiger er auf "Gefällt mir" drückte, umso mehr änderte sich auch das, was ihm in seiner Timeline angezeigt wurde. "Mein Newsfeed bekam einen gänzlich neuen Charakter in einer überraschend kurzen Zeit", schreibt er. "Nachdem ich eingeloggt war und innerhalb von einer Stunde eine Reihe von Dingen geliked habe, waren keine Menschen mehr in meiner Timeline zu sehen." Er habe eher Werbung und Nachrichten zu sehen bekommen als Status-Meldungen von Menschen.

Beschränkt hat er das muntere "Gefällt mir"-Drücken aber doch in zweierlei Hinsicht. Erstens, wenn ein Freund eine Todesmeldung postete. Und zweitens in Bezug auf die empfohlenen Seiten. Denn Honan stellte fest, dass Facebook für jeden Like vier Alternativ-Vorschläge machte.

Gefällt einem also etwa eine Nachricht über Kühe, findet das soziale Netzwerk Seiten, die sich zum Beispiel auch mit Landwirtschaft beschäftigen. Da er aus dem "Gefällt mir"-Drücken aber dann nicht mehr herausgekommen wäre, habe er beschlossen, nur noch die erste angebotene Alternative zu liken.

Mal politisch rechts, mal politisch links

Doch nicht nur hinsichtlich der Dominanz von Nachrichten oder Werbung über der Freunde-Postings änderte sich seine Timeline, sondern auch hinsichtlich des politischen Inhalts. Denn als der Autor am ersten Tag ins Bett ging, drückte er noch schnell "Gefällt mir" bei einem Gaza-Posting.

Am nächsten Morgen seien in seiner Timeline mehr und mehr stramm konservative und rechte Inhalte angezeigt worden. "Mir wurde angeboten, den zweiten Zusatzartikel der Verfassung oder eine Anti-Immigranten-Seite zu liken. Ich klickte bei beidem auf 'Gefällt mir'." Beim zweiten Zusatzartikel handelt es sich um jenen, der das Recht auf Selbstverteidigung beschreibt und den Waffen-Befürworter gern in ihre Argumentation einbauen.

Irgendwann seien ihm diese rechten Inhalte viel zu viel geworden, sodass er Angst bekommen habe, auf irgendeiner Überwachungsliste zu landen. Also drückte er den "Gefällt mir"-Button wieder vermehrt bei linken Sachen — und prompt änderte sich die politische Ausrichtung seiner Timeline wieder.

Ewig durchhalten konnte Mat Honan das Experiment dann übrigens doch nicht — nach 48 Stunden brach er es ab und darf nun hoffentlich wieder vermehrt sehen, was seine Freunde in dem Netzwerk posten.

(das)
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