Konkurrenz zum Apple-iPad Wurde beim WePad gemogelt?

Berlin (RPO). Schon der Name ist eine Botschaft: "WePad" heißt der neue Tablet-Computer. Mit dem PC im Din A4-Block-Format wollen zwei kleine Unternehmen aus Berlin und München dem US-Computerriesen Apple und seiner neuesten Schöpfung iPad Konkurrenz machen. Bei der Präsentation wurde aber offenbar gemogelt.

 Bei der Präsentation des WePad durch Helmut Hoffer von Ankershoffen lief offenbar Windows auf dem Gerät.

Bei der Präsentation des WePad durch Helmut Hoffer von Ankershoffen lief offenbar Windows auf dem Gerät.

Foto: ddp, ddp

Am Montag stellten die Macher in Berlin ihr "Wir-Pad" vor, dass sich vom "Ich-Pad" aus den USA abgrenzen soll. "Offenheit, keine Barrieren, faire Bedingungen", versprach Helmut Hoffer von Ankershoffen, einer der beiden Chefentwickler.

Doch schon am Dienstag wurde Kritik laut: Blogger fanden heraus, dass der vorgestellte Prototyp nicht mit Linux, sondern mit Windows als Betriebssystem gelaufen war. Hoffer von Ankershoffen bestätigte es auf der WePad-Seite im Online-Netzwerk Facebook. Eine Ungenauigkeit, die Zweifel an dem Projekt aufkommen lässt. Noch ist vieles unklar. Hoffer von Ankershoffen begründet das damit, dass die Entwickler auf die Hinweise der Facebook-Nutzer eingehen wollen.

Einige Fakten gab er am Montag aber bekannt: Das WePad werde mit dem Linux-Betriebssystem ausgestattet, zahlreiche Programme zum Beispiel für die Textverarbeitung oder das Surfen im Internet sollen vorinstalliert sein. Eine Kamera gehöre zu seiner Ausstattung, Geräte wie externe Festplatten oder Drucker ließen sich anders als bei Apple per USB anschließen.

Weniger tief in die Tasche greifen

Das WePad will im Gegensatz zum iPad außerdem offen sein für Anwendungen verschiedener Software-Anbieter - während der US-Computerkonzern kein Programm ohne seine Zustimmung auf den Tablet-PC lässt. Und auch finanziell soll sich ein Kauf des WePads lohnen: Bei einem geplanten Preis von 450 Euro für das einfache und 570 Euro für das aufwändigere Modell müssen WePad-Käufer weniger tief in die Tasche greifen als Fans des Apple-Modells, das voraussichtlich bis zu über 800 Euro kostet.

Die Experten des neuen WePad-Unternehmens, ein Joint Venture der Softwareunternehmen Neofonie aus Berlin und 4tiitoo aus München, hatten schon vor drei Jahren begonnen, einen deutschen Tablet-PC zu entwickeln - und fanden dafür hochkarätige Kooperationspartner wie Intel, Adobe und Siemens. Trotzdem warteten sie nicht zufällig, bis Apple sein iPad Anfang April in die Läden brachte. Denn die Werbung übernimmt jetzt der US-Computerriese. "Wir freuen uns, dass Apple die Öffentlichkeit mit Tablet-Computern vertraut macht", sagte Hoffer von Ankershoffen.

In der Tat müssen die Computerfans noch lernen, wofür sie das Gerät verwenden sollen. Die WePad-Entwickler schlagen "Zeitung oder Zeitschriften lesen" vor. Der "Stern" etwa will ein neues elektronisches Magazin auf dem WePad anbieten. Bei Bildschirmen, die teilweise sogar HD-Qualität liefern, würden Fotos weit besser als in jeder Zeitung dargestellt, sagen die WePad-Entwickler.

Einige Fragen unbeantwortet

Ob das neueste Computerspielzeug den Markt erobern kann, bleibt abzuwarten. Die Verkaufszahl aus den USA von 450.000 Stück innerhalb der ersten Tage beim iPad macht die WePad-Macher aber optimistisch. Zwar will sich Hoffer von Ankershoffen nicht zur voraussichtlichen Fertigungszahl äußern, doch hätten die Entwickler schon mehr als 20.000 Vorbestellungen oder ernsthafte Interessensbekundungen erhalten - von Privatpersonen und Firmen, die ihre Mitarbeiter im Außendienst mit dem Mini-PC ausstatten wollen.

Einige Fragen blieben aber unbeantwortet: Zum Beispiel, wer für den Service zuständig sein wird, da die Fertigung in Asien angesiedelt wird, oder welchen Umsatz Neofonie hat, um so ein großes Projekt zu schultern. Hoffer von Ankershoffen kündigte selbstbewusst an, dass das WePad im Juli auf den Markt kommen werde und zum Weihnachtsgeschäft voll da sei. Gleichzeitig erwähnte er, dass er selbst sich einen iPad kaufen wolle. Eine Ankündigung, die seinen Respekt vor Apple beweisen sollte - seit Dienstag aber auch anders gedeutet werden könnte.

(AFP/csr)
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