Frankfurt Die Kunst des Comic-Sammelns

Frankfurt · Ein neues Sachbuch erklärt die Passion für Geschichten mit Sprechblasen.

Wimbledon Green ist der größte Comic-Sammler der Welt. Er ist reich, ehrgeizig, berechnend und unerbittlich. Und er ist getrieben von Leidenschaft. Wie jeder Sammler. Doch Green ist selbst ein Sammelobjekt. Denn er ist eine Comic-Figur, ersonnen vom Zeichner Seth. Der Kanadier hat den Prototyp der Menschen entworfen, mit denen sich der Journalist Alex Jakubowski in seinem Buch "Die Kunst des Comic-Sammelns" beschäftigt. "Es geht um Leidenschaft, um eine Passion für Comics", sagt der Autor, der in Frankfurt lebt. Er weiß, wovon er spricht. Jakubowski ist selbst Comic-Sammler.

Er erzählt die Geschichten von 15 Sammlern. "Sie erhalten Populärkultur, mehr noch, sie erschaffen eine Art Kunstwerk, das nie fertig wird", schreibt Jakubowski in seinem Prolog. Die Menschen, die er traf, sind wie er: Menschen, die sich in Comics verliebt haben in früher Jugend und dieser Leidenschaft verfallen sind. "Comic-Sammler haben eine Mission", schreibt Jakubowski.

Er hat Sammler besucht, durfte ihre Heiligtümer sehen, war mit Fotografin Sandra Mann in Wohnungen, die wie Comicläden wirkten. Die prall gefüllten Regale, die auf vielen der 130 Fotos zu sehen sind, machen Lust, sie zu durchforsten.

In den Geschichten über die Sammler wird des Autors eigene Faszination für Comics deutlich - und er versucht erst gar nicht, sie zu verhehlen. Das ist eine Stärke dieses Werkes. Denn wer ohne Leidenschaft von Leidenschaft erzählt, wird scheitern. "Die Augen leuchten, sobald die Sammler anfangen zu erzählen", so Jakubowski. Er meint damit auch sich selbst.

"Die Kunst des Comic-Sammelns" ist auch ein Buch über Comics und ihre Geschichte. Sie wird erzählt über die Biografien der Sammler. Jakubowski berichtet von ausgeklügelten Systemen und von Systemlosigkeit, von Alles-Sammlern und jenen, die spezialisiert sind, von Menschen, die stundenlang anstehen für die Signatur eines Zeichners. Von Menschen "wie du und ich". Und er hat für die, die sein Buch lesen, aber nicht aus der Szene sind, ein Glossar der Sammlersprache angehängt.

Für Fans sind Comics die neunte Kunst. In Deutschland jedoch fehlt die große Anerkennung, sie gelten noch immer "als Nischenkultur", stellt Jakubowski fest.

Info "Die Kunst des Comicsammelns", Edition Lammerhuber, 240 S., 49,90 Euro.

(RP)
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