"Fierrabras" Peter Stein langweilt mit Schubert-Oper in Salzburg

Salzburg · Soll das ein Zufall sein? Erst stopft Regisseur Alvis Hermanis den "Troubadour" Verdis ins Museum und zeigt altbackenes Kostümtheater, und vier Tage später lässt Peter Stein den "Fierrabras" von Schubert mit wallenden Gewändern in Salzburg zur Klischee-Karikatur gefrieren. Tatsächlich zeichnet sich hier ein auffallender Retro-Kurs ab.

Schuberts "Fierrabras" ist ein fragiles Werk, ein unglücklicher Nachzügler der Türkenoper-Mode, der schwer auf Touren kommt. Sängerfreundliche Kantilenen sind rar, dafür häufen sich komplizierte Ensembles, und nur selten stellt sich der dunkel grundierte Schubert-Ton mit seinen himmlischen Lichteffekten ein. Ferdinand Wögerbauer hat im Haus für Mozart in Schwarz-Weiß-Optik nach Art alter Kupferstiche zahllose Stoff-Prospekte bemalt, die fränkisch-mittelalterliche oder maurische Architektur und Naturromantik in Nazarener-Manier zeigen. In diese Theater-Künstlichkeit drapiert Stein stocksteife Chor-Tableaus und biedere Solo-Auftritte. Die politischen Dimensionen des Konflikts zwischen Mauren und Christen interessieren Stein nicht, auch Bezüge zu Schuberts trauriger Lebenswirklichkeit im Wien der Metternich-Zeit sind ihm erklärtermaßen "zu kompliziert". Sobald die Handlung Bewegung verlangt, unterlaufen Stein Szenen unfreiwilliger Komik. Stellenweise fühlt man sich an Monty-Python-Filme erinnert, zumal die polierte Ritter-Ästhetik von Annamaria Heinrichs Kostümen sich in ihrer Naivität und grenzwertigen Farbdialektik (Mauren: schwarz, Christen: weiß) ohnehin der Karikatur nähert.

Ingo Metzmacher kämpft am Pult wie ein Löwe um Transparenz und Dramatik. Anfangs gelingen ihm packende Momente, später aber zerfasert das Geschehen, und die Wiener Philharmoniker klingen oft matt. Aus der Riege des Solistenensembles ragen heraus: Julia Kleiters Sopran als kristallklare Emma, Benjamin Bernheims höhensicherer Eginhard-Tenor und Georg Zeppenfelds kerniger König-Karl-Bass.

Dennoch ein deprimierender Abend.

(RP)
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